6. Juli 2022 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit Werner Mittelstaedt und Prof. Hartmut Graßl
Am 06. Juli ging es weiter mit unserer digitalen Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags von Prof. Hartmut Graßl. Diesmal sprach der Zukunftsforscher und -philosoph Werner Mittelstaedt zum Thema: „Zukunftsforschung für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit“. Natürlich war auch wieder Prof. Hartmut Graßl mit einem Kommentar dabei.
Mit einem Ratespiel zu literarischen Zukunftsvorhersagen führte uns Dr. Maria Reinisch den Weg in die Thematik. Der daran anschließende Impulsvortrag von Werner Mittelstaedt erläuterte Zukunftsvisionen und -modelle aus einer wissenschaftlichen Perspektive. Dabei lieferte er einen umfassenden Überblick über die Zukunftsforschung, ihrem Selbstverständnis und verschiedenen Strömungen bzw. Entwicklungen. Neben verschiedenen Methoden und Darstellungsweisen der Ergebnisse der Disziplin ging Mittelstaedt auf die prognostizierten Megatrends, wie Klimawandel, Massensterben und den ungebremsten Verbrauch von Ressourcen ein. Dabei wies er jedoch darauf hin, dass Trends auch durch äußert unwahrscheinliche Ereignisse, sogenannte Wildcards, Entwicklungsverläufe umlenken können – so wie etwa der Fall der Berliner Mauer die Geschichte veränderte.
Der Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl leitete die anschließende Diskussion mit seinen Gedanken zu den Modellierungen der Klimaforschung ein und betonte, dass wir neben den naturwissenschaftlichen die sozialen Kipppunkte in unseren Zukunftsmodellen nicht vergessen dürfen. Dieser soziale Aspekt mit der Bewusstseinswerdung der Gesellschaft für die Herausforderungen der Zukunft wurde in der anschließenden, angeregten Debatte noch weiter vertieft. Zum Abschluss unseres Workshops zog Mittelstaedt folgendes Fazit: Mit der Gewinnung der Herzen und Köpfe der Menschen können wir den Blick für eine nachhaltige und friedliche Zukunft öffnen.
Referierende
Werner Mittelstaedt ist als Autor, kritischer Zukunftsforscher und Zukunftsphilosoph seit den 1970er Jahren aktiv. Er war Initiator und Vorsitzender der im März 1977 gegründeten und im August 2007 aufgelösten Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik e.V. (GZS). Die GZS war im Umfeld der kritischen Zukunftsforschung tätig und hat die deutsche Zukunftsforschungsszene mitgeprägt. Außerdem ist er Gründer und Herausgeber der seit 1981 erscheinenden Zeitschrift BLICKPUNKT ZUKUNFT, eine der ältesten Zeitschriften im deutschsprachigen Raum, die sich thematisch im Umfeld der Zukunftsforschung und -gestaltung bewegt. Er ist Gründungsmitglied des 2007 gegründeten Netzwerks Zukunftsforschung. Darüber hinaus ist Werner Mittelstaedt Autor von elf sozialwissenschaftlichen, philosophischen und populärwissenschaftlichen Büchern, die sich mit den Krisen und Zukunftsfragen der Weltgesellschaft beschäftigen und in denen Lösungsansätze dargelegt werden. Zudem hat er im Jahr 2016 das Theaterstück „Tipping Point – Kipp-Punkt. Ein Theaterstück über den Klimawandel“ geschrieben.
Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Co-Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.