Möglichkeiten und Grenzen am Beispiel des Berchtesgadener Lands

Freitag, der 11. Juni 2021 um 18:00 Uhr | Abendveranstaltung mit Podiumsdiskussion und Ansprachen

Ein weiterer Höhepunkt unserer Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstages von Prof. Hartmut Graßl fand am 11. Juni 2021 statt. Mit der Veranstaltung haben wir die Bedeutung sowie Chancen von Nationalparks und Biosphärenregionen für Klima, Umwelt und Gesellschaft am Beispiel des Berchtesgadener Lands diskutiert. Getroffen haben wir uns in hybridem Format – online und mit prominenter Unterstützung live vor Ort in Berchtesgaden.

Was bringt eine Biosphärenregion dem Klima, Umwelt und Gesellschaft? Wie kann das Beispiel Berchtesgadener Land als Modell für eine nachhaltige Entwicklung mit und für die Menschen wirken? Wie lässt sich dieses Modell auf andere Regionen übertragen?

Diese Fragen diskutierten wir im Rahmen unserer wissenschaftlichen Abendveranstaltung mit Jung und Alt, wie auch unseren Experten: Prof. Hubert Weiger (BUND & BN), Prof. Josef Settele (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung), Dr. Roland Baier (Nationalpark Berchtesgaden), Dr. Peter Loreth (UNESCO Biosphärenregion Berchtesgadener Land) & Prof. Hartmut Graßl.

Die Veranstaltung war gespickt mit interaktiven Elementen sowie Videobotschaften aus ganz Deutschland, sei es von der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Svenja Schulze, dem bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber oder dem Präsidenten des bayerischen Landtags a.D. Alois Glück. Diese ergänzten die kurzen Inputs der Referenten, die ihre Perspektive auf die Bedeutung und die Chancen von Nationalpark Berchtesgaden und UNESCO Biosphärenregion Berchtesgadener Land darstellten. Es folgte eine Diskussion untereinander sowie angeregt durch Fragen aus dem Publikum. So konnten politische, wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte direkt vor Ort verknüpft und Zukunftsvisionen formuliert werden.

Den Anfang machte Prof. Josef Settele, der in seinem Input betonte, dass Naturschutzgebiete funktional und dynamisch gedacht werden müssen. Außerdem spannte er einen Bogen zu anderen Biosphärenregionen in Deutschland, denn auch wenn die Landschaften überall anders seien, ginge es um das gleiche Prinzip: Die Menschen mitzunehmen und die Chancen der Gebiete zu betonen. Zum Schluss machte er deutlich, dass es von großer Bedeutung sei, sich als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler direkt selbst einzubringen.

Daran knüpfte auch Prof. Hubert Weiger in seinem Input an. Die Menschen müssen erkennen, dass Naturschutz nichts Abstraktes sei und es am Ende nicht nur um das Überleben verschiedenster Arten, sondern auch um das Überleben des Homo sapiens gehe. Damit werden die Anforderungen an den Naturschutz sehr konkret: Jetzt zu handeln und die Vielfalt des Lebens als solche zu erhalten. Mit Blick auf die Politik fordert er den Mut zu nachhaltigen und klimafreundlichen Entscheidungen auf allen politischen Ebenen.

Nationalparkleiter Dr. Roland Baier wurde in seinem Kurzvortrag noch spezifischer in Sachen Naturschutz. Für den Nationalpark Berchtesgaden sei es ganz nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ wichtig, natürliche Prozesse zuzulassen – ohne Eingriffe von außen. In diesem Zusammenhang äußerte er ausdrücklich den Wunsch nach einem achtsamen Umgang mit dem Nationalpark durch Besucher*innen. Dann entstünden nicht nur natürliche Gebiete, die sich selbst regulieren, sondern auch wertvolle Forschungslandschaften, in denen man unter anderem erforschen könne, was für den Klima- und Artenschutz auch außerhalb dieser Gebiete getan werden kann.

Dr. Peter Loreth, Leiter der UNESCO Biosphärenregion Berchtesgadener Land, verknüpfte in seinem Kurzvortrag schließlich die Aspekte Mensch und Natur. Biosphärenregionen wie die UNESCO Biosphärenregion Berchtesgadener Land seien Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsregionen und somit Vorreiter im Natur- und Klimaschutz, der hier in allen Bereichen mit verankert werde. Dieser ressortübergreifende Ansatz sei besonders wichtig, um lebenswerte Regionen zu schaffen und Voraussetzung für ein positives Zusammenspiel von Menschen und Natur. In diesem Sinne wünscht er sich auch von der Politik, dass der Biosphärengedanke ganzheitlich verstanden und das Ressortdenken beiseitegelegt wird.

Prof. Hartmut Graßl brachte schließlich in seinen Statements immer wieder die unterschiedlichen Aspekte der Veranstaltung und des Klima- und Umweltschutzes – insbesondere im Berchtesgadener Land – zusammen. Unter anderem sprach er sich für eine CO2-Bepreisung aus, die auch Biosphärenregionen wie der im Berchtesgadener Land einen größeren Rückenwind für den Naturschutz geben können als ursprünglich gedacht. Die Einführung der CO2-Bepreisung sprach er den „jungen Leuten“, insbesondere der Fridays for Future-Bewegung, zu und zeigte sich in diesem Kontext äußerst zuversichtlich für die Zukunft: Nicht weiterhin lediglich warnen zu müssen, sondern auch zuschauen zu können, wie Veränderungen und Wirkungen eintreten. Für die Biosphärenregion Berchtesgadener Land wünscht er sich, dass sie, auch auf Grund der guten und schnellen Zusammenarbeit mit den Bürger*innen, zu einer Vorzeigeregion unter anderem für andere Biosphärenregionen wird.

Somit konnte die Veranstaltung konkret Handlungsbedarf und Probleme aufzeigen, aber trotzdem interdisziplinär die Chancen des Nationalparks Berchtesgaden und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land für Klima, Umwelt und Mensch als eine positive und vor allem machbare Zukunftsvision präsentieren.

Vielen Dank allen Referenten und Teilnehmenden, die aktiv mitgemacht haben.

Video-Mitschnitt der Veranstaltung                               Zusammenfassung Alois Glück

Ehrung Hartmut Graßls durch die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und den bayerischen Staatsminister Thorsten Glauber

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Referierende

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.

Copyright: Nationalpark Berchtesgaden

Dr. Roland Baier ist Forstwissenschaftler, Naturschützer und Leiter des Nationalparks Berchtesgaden. In der Bayerischen Kultus-, Forst- sowie Umweltverwaltung ist er bereits seit dem Jahr 2000 tätig. Von April 2001 bis Oktober 2006 wurde er von der Bayerischen Forstverwaltung an die TU München als wissenschaftlicher Assistent am Fachgebiet für Waldernährung und Wasserhaushalt abgeordnet. Anschließend war er Mitarbeiter im Referat „Waldbau und Nachhaltssicherung“ des Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten, bis er im Januar 2009 bis Oktober 2014 stellvertretender Leiter des Nationalparks Berchtesgaden wurde. Nach einer Zwischenstation als stellvertretender Leiter des Bayerischen Amtes für Saat- und Pflanzenzucht übernahm er schließlich im August 2017 die Leitung des Nationalparks Berchtesgaden. Seit 2006 ist er zudem akademischer Lehrbeauftragter für das Fach Gebirgswaldbau an der Fachhochschule Weihenstephan.

Copyright: Biosphärenregion Berchtesgadener Land

Dr. Peter Loreth ist Geograph und Leiter der Verwaltungsstelle der Biosphärenregion Berchtesgadener Land. Er hat an der Katholischen Universi­tät Eichstätt-Ingolstadt promoviert und dort bis 2005 als Wis­senschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Landschafts­ökologie gearbeitet. Im An­schluss war er zuständig für den Aufbau des Aueninforma­tionszentrums Neuburg sowie die Konzeption des Euro­päischen Donaumuseums Ingolstadt. Von 2010 bis 2013 leitete er das Naturschutzgroßprojekt Altmühl­leiten. 2013 übernahm er die Leitung der Verwaltungsstelle der Biosphären­region Berchtesgadener Land.

 

Copyright: Sebastian Wiedling / UFZ

Prof. Josef Settele ist Agrarbiologe und Leiter des Departments Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Seine Forschungsschwerpunkte sind Biodiversität und Landnutzung, der Schutz und die evolutionäre Biologie von Insekten sowie interdisziplinäre Kooperation und Projektkoordination im Bereich der Biodiversität. Seit 2020 ist Josef Settele Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der deutschen Bundesregierung und wurde zudem ins Fachkollegium „Agrar-, Forstwissenschaften und Tiermedizin: Ökologie von Agrarlandschaften“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewählt. Von 2016-2019 war er Co-Vorsitzender des Globalen Berichts des Weltbiodiversitätsrates IPBES; als Koordinierender Leitautor hatte er bereits zuvor an IPBES- und IPCC-Berichten mitgewirkt.

Copyright: Julia Puder

Prof. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender von BUND und BUND Naturschutz, war 1975 Gründungsmitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und von 2007 bis 2019 dessen Vorsitzender. Von 1992 bis 2002 war er Landesbeauftragter des BUND Landesverbandes Bayern (BUND Naturschutz) und von 2002-2018 dessen Vorsitzender. Neben seiner Tätigkeit beim BUND übte und übt er zudem zahlreiche weitere Ämter aus; so ist er derzeit u. a. Präsident der Deutschen Naturschutzakademie und auch im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung aktiv. Auch im Beirat der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e. V. (VDW) war er bereits Mitglied. Für seine Verdienste wurde Professor Weiger u.a. 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet; 2017 erhielt er den Deutschen Umweltpreis der DBU.

Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

Die „Jung und Alt bewegt“-Reihe wird unterstützt von

Max-Planck-Institut für Meteorologie

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