Dienstag, der 2. Februar 2021 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit Christine von Weizsäcker, Prof. Josef Settele und Prof. Hartmut Graßl

Schon Anfang Februar ging unsere digitale Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags des weltweit anerkannten Klimaforschers Prof. Hartmut Graßl mit dem siebten Workshop weiter. Nachdem wir am 18. Januar über den Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit gesprochen hatten, richteten wir nun mit Christine von Weizsäcker und Prof. Josef Settele den Blick auf den Zusammenhang zwischen Biodiversitätsverlust und Pandemien.

Mit Bezügen unter anderem zu Land- und Lebensmittelwirtschaft, Mikroorganismen, Gesundheits- und Sicherheitspolitik war der Workshop besonders themenübergreifend und die von ihm erfasste Thematik ist aktueller denn je: Welche ökologische und politische Bedeutung hat die Biodiversität? Welche für unsere Gesundheit? Was ist das Verhältnis zwischen Biodiversitätsverlust und aktuellen, aber auch zukünftigen Pandemien? Wie können wir die Artenvielfalt bewahren – und was müssen wir ändern? Was können wir tun – als WissenschaftlerInnen, als VDW, aber auch jede/r Einzelne? Mit diesen und weiteren Fragen haben wir uns zusammen mit Ihnen – einer intergenerationellen und interdisziplinären Gruppe – sowie unseren ExpertInnen und natürlich Prof. Hartmut Graßl auseinandergesetzt.

Die Einführung in das Thema gab der gefragte Agrarbiologe Prof. Josef Settele, Leiter des Departments Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Als ehemaliger Co-Vorsitzender des Globalen Berichts des Weltbiodiversitätsrates IPBES (2016 bis 2019) gab er interessante Einblicke in die Erstellung des Berichts und fasste die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammen. Im Zentrum seines Impulses stand aber nicht nur das Thema des Biodiversitätsverlustes, sondern insbesondere die Zusammenhänge der „Triple-Krise“ – Artensterben, Klimawandel, Pandemien –, die er in seinem Ende 2020 erschienenen gleichnamigen Buch thematisiert.

Daran anknüpfend ging Christine von Weizsäcker vertiefend auf die Koevolution von Wirten und Krankheitserregern ein und gab einen Überblick über weiterführende Quellen zum Zusammenhang zwischen Biodiversität und Pandemien. Als Biologin, Präsidentin des europäischen Ökologie-Netzwerks Ecoropa und langjährige Teilnehmerin an Verhandlungen der UN-Umwelt- und Nachhaltigkeitsabkommen – insbesondere auch der Übereinkunft über biologische Vielfalt (CBD) – konnte sie hier gute Einblicke auch in ihre eigene Arbeit geben. Abschließend kam sie auf Gain-of-Function-Experimente im Kontext von Pandemien und B-Waffen zu sprechen – ein Faden, den Prof. Hartmut Graßl in seinem anschließenden Kommentar aufgriff.

Durch die Ballung an wissenschaftlicher Expertise und interdisziplinärer Perspektiven von Jung und Alt entstand im Anschluss eine spannende und bereichernde Diskussion, in der auch gegensätzliche Meinungen aufeinandertrafen. Eine kurze Zusammenfassung unserer Gedanken und Überlegungen zum Thema „Biodiversität und Pandemien“, finden Sie hier.

Bereits die große Zahl der Teilnehmenden, aber auch die aktive Beteiligung so vieler verdeutlichte das große Interesse an der Thematik des Workshops. Wie das anschließende Feedback zeigte, wirkten die Impulse und der Austausch auch nach Ende des Workshops weiter und regten zum Nachdenken und weiteren Auseinandersetzen mit der Thematik an. Eine Auswahl von Christine von Weizsäcker zu weiterführender Literatur finden Sie hier, weitere Gedanken und eine ausführlichere Analyse von Prof. Josef Settele zu Gründen und Folgen der „Triple-Krise“ in seinem gleichnamigen Buch.

Am Ende aber war die wichtigste Erkenntnis, dass wir niemals aufgeben und stets auf Austausch und Zusammenarbeit bauen sollten. Wir freuen uns, den Austausch und die Diskussionen zu Klima, Umwelt und Gesellschaft im Rahmen der „Jung und Alt bewegt“-Reihe auch in den nächsten Monaten fortzusetzen.

Video-Mitschnitte der Impulsvorträge

Referierende

Foto: Sebastian Wiedling/UFZ

Josef Settele ist Agrarbiologe und Leiter des Departments Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Seine Forschungsschwerpunkte sind Biodiversität und Landnutzung, der Schutz und die evolutionäre Biologie von Insekten sowie interdisziplinäre Kooperation und Projektkoordination im Bereich der Biodiversität. Seit 2020 ist Josef Settele Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der deutschen Bundesregierung und wurde zudem ins Fachkollegium „Agrar-, Forstwissenschaften und Tiermedizin: Ökologie von Agrarlandschaften“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewählt. Von 2016-2019 war er Co-Vorsitzender des Globalen Berichts des Weltbiodiversitätsrates IPBES; als Koordinierender Leitautor hatte er bereits zuvor an IPBES- und IPCC-Berichten mitgewirkt.

Christine von Weizsäcker ist Biologin und arbeitet seit Mitte der 1970er Jahre an Fragen der Technikfolgenabschätzung. In ihren zahlreichen Publikationen trägt sie zur der wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte zu neuen Technologien, ihrer Bewertung und Regulierung bei. Als NGO-Vertreterin nimmt sie seit 1994 an den Verhandlungen der UN-Umwelt- und Nachhaltigkeitsabkommen teil, insbesondere der Übereinkunft über biologische Vielfalt (CBD). Sie ist Präsidentin des europäischen Ökologie-Netzwerks Ecoropa, Mitglied der weltweiten CBD-Alliance, des Netzwerks aller zivilgesellschaftlichen Organisationen, die den Verhandlungen der CBD folgen, und war bis Oktober 2020 zudem Mitglied des Vorstands der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) e.V.

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.

Der Workshop ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

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Die „Jung und Alt bewegt“-Reihe wird unterstützt von

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