Montag, der 5. Juli 2021 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit Prof. Jürgen Scheffran, Dr. Sabine Jaberg, Prof. Lothar Brock, Dr. Ute Finckh-Krämer und Prof. Hartmut Graßl

Am 5. Juli ging es weiter mit dem zehnten Workshop unserer digitalen Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags des weltweit anerkannten Klimaforschers Prof. Hartmut Graßl. Thema diesmal: „Sicherheit und Frieden in einer Welt von Klimawandel und Pandemien“ – mit Prof. Jürgen Scheffran, Dr. Sabine Jaberg, Prof. Lothar Brock, Dr. Ute Finckh-Krämer und natürlich Prof. Hartmut Graßl.

Sicherheit und Frieden hat mehr mit den Herausforderungen von Pandemien und Klimakrisen zu tun als man im ersten Moment annimmt. Der Frieden auf der Welt wird besonders durch die sozioökonomischen Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, auf die Probe gestellt werden. Dabei gilt es, immer zwischen Sicherheits- und Friedenspolitik abzuwägen, wie auch zu erkennen, welche Möglichkeiten die internationale Gemeinschaft zur Bewahrung und zum Ausbau des Friedens hat. Gemeinsam mit unseren Expert:innen haben wir uns deshalb gefragt:

(1) Ist Sicherheitspolitik gleich Friedenspolitik? Wie unterscheiden sich beide? In welcher Form passen sie zusammen?
(2) Wie steht es heute mit Sicherheit und Frieden in der internationalen Politik? Dominiert die Logik der Sicherheitspolitik das gegenwärtige Geschehen? Welche Bedeutung kommt zivilgesellschaftlichen Ansätzen zur Friedensförderung zu?
(3) Welche Bedeutung kommt dem Klimawandel für das Verhältnis von Sicherheit und Frieden zu? Ist mit verstärkten internationalen Konflikten zu rechnen oder besteht auch die Chance einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit?

Diesen und weiteren Fragen sind wir gemeinsam mit Ihnen – einer intergenerationellen und interdisziplinären Gruppe – und unseren Expert:innen Prof. Jürgen Scheffran, Dr. Sabine Jaberg, Prof. Lothar Brock und natürlich Prof. Hartmut Graßl unter der Moderation von Dr. Ute Finckh-Krämer nachgegangen.

 

Dr. Sabine Jaberg arbeitet als Dozentin mit dem Schwerpunkt Friedensforschung an der Fakultät Politik, Strategie und Gesellschaftswissenschaft an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Von 2011 bis 2020 war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift „Sicherheit und Frieden“ (S+F).

Prof. Jürgen Scheffran leitet die Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN). Er wirkte mit in Projekten u. a. für die Vereinten Nationen, das Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages und das Deutsche Komitee für Nachhaltigkeitsforschung sowie in der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung.

Prof. Lothar Brock ist assoziierter Forscher am Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) und ehemaliger Forschungsgruppenleiter der Forschungsgruppe „Demokratisierung und der innergesellschaftliche Frieden“ an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.

Die Veranstaltung wurde von der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Dr. Ute Finckh-Krämer moderiert. Sie war Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe sowie der Unterausschüsse Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln sowie Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung.

Der Workshop wurde durch die Studiengruppe „Europäische Sicherheit und Frieden“ konzipiert. Die Expert:innen wie auch die Moderatorin sind Mitglieder dieser Studiengruppe der VDW.

Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Referent:innen durch die ehemalige Bundestagsabgeordnete Dr. Ute Finckh-Krämer vorgestellt und der organisatorische Ablauf geklärt. Der erste inhaltliche Impuls wurde vom Leiter der Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit Prof. Jürgen Scheffran zum Thema „Klimawandel als friedenspolitische und sicherheitspolitische Herausforderung“ gegeben. Herr Scheffran machte dabei deutlich, dass die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, menschlicher Sicherheit, sozialer Stabilität und Gewaltkonflikten teilweise widersprüchlich und vor allem komplex sind. Er unterstrich auch die zunehmende Rolle des Klimawandels in sicherheitspolitischen Fragen und plädierte für eine vorbeugende Klimapolitik und nachhaltige Friedenssicherung, die sich im Rahmen einer sozial-ökologischen Transformation verstärken könne.

Bei der Ausführung wurde klar, dass sowohl eine Pandemie als auch der Klimawandel nicht mit militärischen Mitteln bekämpft werden können. Hieran knüpfte Dr. Sabine Jaberg, Dozentin mit Schwerpunkt Friedensforschung an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, an. Dr. Jaberg stellte dabei ganz besonders die Unterschiede zwischen Sicherheits- und Friedenslogik heraus. Die Referentin ordnete die beiden Logiken abschließend umweltpolitisch ein. Sie sieht bei der Sicherheitslogik die Sicherheit vor der Umwelt im Mittelpunkt, hingegen in der Friedenslogik den Frieden mit der Umwelt im Mittelpunkt.

Die Folie von Frau Jaberg „Sicherheitslogik versus Friedenslogik (idealtypisch)“ finden sie hier.

Prof. Lothar Brock, assoziierter Forscher am Peace Research Institute Frankfurt, gab daraufhin noch einen kleinen Input bezüglich des Umweltkrieges, in dem man den Gegner schädigt, indem man seine Umwelt beeinflusst. Hierbei unterstrich er die Aktualität der Forschung an dieser kriegerischen Methode.

 

Durch die Ballung an wissenschaftlicher Expertise und interdisziplinären Perspektiven von Jung und Alt entstand im Anschluss eine spannende und bereichernde Diskussion, in der weiter über Zusammenhänge von Frieden, Sicherheit und Klima diskutiert, aber auch über Lösungsansätze bezüglich kommender Herausforderungen an eine friedliche Welt gesprochen wurde. Abschließend ergriff Hartmut Graßl die Essenz des Workshops, nämlich die weitgreifende Verstrickung von Umwelt, Gesellschaft und Klima mit sicherheits- und friedenspolitischen Fragen durch die Erzählung einer Konfliktgeschichte und ihrer Lösung aus seiner Heimat Berchtesgaden (hier kommt ihr zu unserer vorherigen Veranstaltung live aus Berchtesgaden).

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Letzte Veranstaltung der Reihe:

Referierende

Lothar Brock ist Senior-Professor an der Goethe-Universität und Gastforscher an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, beide in Frankfurt. Er hat an der Universität des Saarlandes und der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft, öffentliches Recht und neuere Geschichte studiert und nach zweijähriger Tätigkeit bei der Interamerikanischen Menschenrechtskommission in Washington DC seine akademische Arbeit mit einem langjährigen Engagement für den Auf- und Ausbau der Friedens- und Konfliktforschung in der Bundesrepublik Deutschland und für die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit verbunden. In internationalen Arbeitszusammenhängen hat er sich in neuerer Zeit insbesondere mit Fragen der humanitären Intervention und der Schutzverantwortung sowie mit Ressourcenkonflikten befasst. Lothar Brock ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der von Willy Brandt ins Leben gerufenen Stiftung Entwicklung und Frieden.

Sabine Jaberg arbeitet seit 1999 als Dozentin mit Schwerpunkt Friedensforschung an der jetzigen Fakultät Politik, Strategie und Gesellschaftswissenschaft an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Davor war sie unter anderem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) tätig. Von 2011 bis 2020 war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift „Sicherheit und Frieden“ (S+F). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Friedenslogik, Weltinnenpolitik und Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Jürgen Scheffran ist Professor für Geographie an der Universität Hamburg und leitet die Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) und in Klima-Exzellenzcluster CLICCS. Nach Studium und Promotion in Physik arbeitete er in interdisziplinären Forschungsgruppen der Umweltwissenschaft und der Friedens- und Konfliktforschung an den Universitäten von Marburg, Darmstadt, Paris und Illinois sowie am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Neben der Vernetzung (VDW, NatWiss, INES, Pugwash, IFSH) ist zu nennen die Mitwirkung in Projekten, u.a. für die Vereinten Nationen, das Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages, das Deutsche Komitee für Nachhaltigkeitsforschung und in der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung. Forschungsschwerpunkte sind: Klimasicherheit, Umweltmigration und Ressourcenkonflikte; Nexus Wasser-Nahrung-Energie und Stadt-Land Beziehungen; Nachhaltigkeit, komplexe Systeme und Modelle; Technikfolgenforschung, Rüstungskontrolle und internationale Sicherheit.

Copyright: Susie Knoll

Ute Finckh-Krämer ist promovierte Mathematikerin und war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordnete der SPD und in dieser Zeit Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe sowie der Unterausschüsse Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln sowie Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung. Sie ist seit den siebziger Jahren ehrenamtlich friedenspolitisch aktiv, unter anderem bei Ohne Rüstung Leben, dem Bund für Soziale Verteidigung und der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung. Sie schreibt regelmäßig für die Fachzeitschriften Wissenschaft und Frieden und Friedensforum. Sie arbeitet und lebt in Berlin.Ute Finckh-Krämer ist promovierte Mathematikerin und war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordnete der SPD und in dieser Zeit Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe sowie der Unterausschüsse Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln sowie Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung. Sie ist seit den siebziger Jahren ehrenamtlich friedenspolitisch aktiv, unter anderem bei Ohne Rüstung Leben, dem Bund für Soziale Verteidigung und der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung. Sie schreibt regelmäßig für die Fachzeitschriften Wissenschaft und Frieden und Friedensforum. Sie arbeitet und lebt in Berlin.

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Co-Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.

Der Workshop ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

Die „Jung und Alt bewegt“-Reihe wird unterstützt von

Max-Planck-Institut für Meteorologie

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