Donnerstag, der 20. Mai 2021 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit Prof. Antje Boetius und Prof. Hartmut Graßl

Am 20. Mai ging es weiter mit dem neunten Workshop unserer digitalen Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags des weltweit anerkannten Klimaforschers Prof. Hartmut Graßl. Diesmal widmeten wir uns gemeinsam mit unserer Expertin Prof. Antje Boetius und natürlich Prof. Hartmut Graßl dem Thema: „Die Beziehung zwischen Mensch und Meer – Ozeane im Wandel“.

Stabile und gesunde Ozeane hängen unvermeidlich mit dem Schicksal der Menschen zusammen. Schwindendes Eis und der Anstieg des Meeresspiegels wie auch die Übernutzung und Verschmutzung der Ozeane belasten die Biosphäre und das Klima weltweit. 90 % des Lebens auf diesem Planeten findet man in den Meeren. Man muss diese Lebewesen schützen, um das Leben auf der ganzen Erde schützen zu können. Über die Auswirkungen des Menschen auf die Ozeane, besonders auf die Polarregionen, und dessen Konsequenzen haben wir deshalb mit einem Publikum aus Jung und Alt, mit Prof. Hartmut Graßl und unserer Expertin Prof. Antje Boetius diskutiert.

Antje Boetius ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen. Zudem leitet sie die „HGF-MPG-Brückengruppe für Tiefsee-Ökologie und -Technologie“ und ist Mitglied des Exzellenzclusters MARUM der Universität Bremen. Derzeit forscht sie vor allem zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Biogeochemie und Biodiversität des Arktischen Ozeans. Die Tiefseeforscherin nahm bereits an fast 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teil. Unter anderem konnte sie dabei selbst beobachten, wie sich die Arktis über die Jahrzehnte veränderte.

Antje Boetius Copyright Alfred Wegener Institut DHert Diederik

Copyright: Alfred-Wegener-Institut / D’Hert Diederik

Prof. Boetius schilderte im ersten Teil des Vortrages ihre eigenen Erfahrungen und den derzeitigen Zustand der Polarregionen. Über ungefähr zwei Jahrzehnte sah sie selbst, wie das Eis schmolz und wie sich die Forschung an der Arktis veränderte. Sie erklärte, die Lebensbedingungen einzigartiger Arten – von Mikroorganismen bis zu Walen – hingen mit dem Schicksal des Eises zusammen. Man sollte das Leben dort mehr als ein Netz sehen, um die drastischen Veränderungen in diesen zusammenhängenden Systemen zu erkennen und die Konsequenz – das Verschwinden ganzer Kulturen – zu realisieren. Hierbei ist es die Aufgabe der Forschung, diese Entwicklung zu kommunizieren. Die Gesellschaft muss verstehen, dass die weißen Flächen der Polarregionen als einfache und wichtige Sonnenreflektoren Klimastabilität auf dem ganzen Planeten schaffen. Antje Boetius sieht somit im Zustand des Eises einen direkten Indikator für den Zustand des Planeten.

Im zweiten Teil ging die Tiefseeforscherin weiter auf wissenschaftliche Erkenntnisse ein. Als elementar sieht sie die Akzeptanz des Anthropozän. Dieses Zeitalter ist vor allem durch den Menschen als stärkste geologische Kraft geprägt. Diese Stellung mindestens seit dem 19. Jahrhundert führt heute zu einem Wettrennen um die Erhaltung unseres Planeten. Dabei geht es auch konkret um Menschenleben, die mit dem Klimaschutz, mit den Ozeanen und den Polarregionen verknüpft sind. Klimaschutz ist Ozeanschutz. Und Klimaschutz bedeutet Menschenleben retten!

Auch Prof. Graßl ist begeistert vom Workshop mit Prof. Boetius

Polar- und Tiefseeforscherin Prof. Antje Boetius über „Ozeane im Wandel“

VDW-Geschäftsführerin Dr. Maria Reinisch moderiert durch die Veranstaltung

Video-Mitschnitte des Vortrags

Teil 1

Teil 2

Prof. Boetius brachte mit ihrer einzigartigen Erfahrung und umfangreichen Expertise die Rolle der Polarregionen einem gemischten Publikum aus erfahrenen und angehenden WissenschaftlerInnen näher. Mit dem Vortrag der Tiefseeforscherin Antje Boetius nahmen die TeilnehmerInnen an einer virtuellen Expedition in die Arktis teil, bei der wissenschaftliche Expertise mit abenteuerlicher Praxis verbunden wurde. Die Begeisterung der TeilnehmerInnen vom Workshop und Antje Boetius spiegelte sich im anschließenden Feedback wider:

„engagierter, toller Vortrag“

„unglaublich eindrucksvoller Einblick“

„menschlicher kann man die wissenschaftlichen Zahlen nicht vermitteln“

„schön und interessant aufgearbeitet […], sehr bereichernd“

Eine besondere Ehrung erfuhr der Vortrag durch den Vorreiter der Klimaforschung Prof. Hartmut Graßl:

„Sie haben es geschafft, klar zu reden und neuste Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu verbreiten. Es waren Dinge dabei, die ich nicht gewusst habe.“

Die Verknüpfung zwischen Prof. Graßl als Vorreiter in der Klimaforschung, Prof. Boetius als aktive Forscherin im schmelzenden Eis und den DiskussionsteilnehmerInnen u. a. aus der Jungen VDW, schafften bei dieser Veranstaltung einen intergenerationellen Austausch, der besonders für die Wissenschaft, aber auch für unseren Planeten Hoffnung gibt.

Referierende

Antje Boetius Portraetfoto Copyright Alfred Wegener Institut Kerstin Rolfes

Copyright: Alfred-Wegener-Institut / Kerstin Rolfes

Antje Boetius ist Polar- und Tiefseeforscherin, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz- Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Als Professorin für Geomikrobiologie und Leiterin der Brückengruppe für Tiefseeökologie und -Technologie am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie ist sie am Exzellenzcluster MARUM der Universität Bremen beteiligt.
Boetius hat an fast 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teilgenommen. Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Arktischen Ozeans sowie die Lebensvielfalt der Tiefsee.
Sie ist Trägerin des Gottfried-Wilhelm-Leibniz- und des Communicator-Preises der DFG, des Deutschen Umweltpreises 2018 und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz im Jahr 2019 ausgezeichnet. Als Mitglied der „Leopoldina Nationale Akademie“ engagiert sie sich erheblich für Wissenschaftskommunikation und den Dialog mit der Gesellschaft.

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Co-Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.

Der Workshop ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

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Die „Jung und Alt bewegt“-Reihe wird unterstützt von

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