2. November 2020 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit RA Dr. Klaus Schmid, Sebastian Sladek und Prof. Hartmut Graßl

Die digitale Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags des weltweit anerkannten Klimaforschers Prof. Hartmut Graßl ist in die nächste Runde gegangen. Am 2. November lud die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) zum dritten Online-Workshop mit RA Dr. Klaus Schmid und Sebastian Sladek ein.

Wie funktioniert das einzigartige, deutsche Mitbestimmungsmodell? Wo sind die Chancen und die Risiken – sowohl im Kontext für nachhaltigen Wandel wie auch im Angesicht von Corona? In dem Workshop ging es um Beispiele, wie man Mitbestimmung in der Energiewirtschaft etablieren und so auch die Energiewende gelingen kann – ganz konkret und ganz inspirierend. Aus ihrer Erfahrung, wie das tatsächlich gelingen kann, hatten wir zwei Experten bei dem Workshop dabei, die Impulse gaben, wie der Wandel hin zu erneuerbaren Energien mit den BürgerInnen gelingen kann: Dr. Klaus Schmid und Sebastian Sladek.

Sebastian Sladek, EWS-Vorstandsmitglied

RA Dr. Klaus Schmid

„Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels müssten wir eigentlich im Wahlkampf einen Wettstreit der Ideen, Konzepte und Visionen erleben – Pustekuchen“. Dieses Zitat stammt von Sebastian Sladek, Vorstandsmitglied der Elektrizitätswerke Schönau (EWS), der mittlerweile größten Energiegenossenschaft Baden-Württembergs. Seine eigene Vision findet sich darin wieder: Der Strom wird zu 100% aus erneuerbaren Energien gewonnen; die drei Schlagworte sind: ökologisch, dezentral, bürgereigen. Dabei kennt sich Sebastian Sladek besonders mit Solarenergie aus – denn die wird sogar über das Dach der Kirche in Schönau gewonnen, wie wir in dem einleitenden Videoeinspieler von Herrn Sladek sehen konnten. In seinem Impuls erzählte Sebastian Sladek die Geschichte der EWS und hob hervor, weshalb diese sich für eine Genossenschaft entschied. Im Anschluss diskutierten wir in Kleingruppen, wo wir uns in der Energiewirtschaft noch (mehr) Mitbestimmung wünschen. Es zeigte sich der Wunsch nach mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung und ein großer Wille, die Energiewende so aktiv mitgestalten zu können.

Im Anschluss sprachen wir mit Dr. Klaus Schmid über das einzigartige deutsche Mitbestimmungsmodell und über Möglichkeiten, wie und wo in der Mitbestimmung ökologisch-nachhaltige Themen verankert werden können. Klaus Schmid ist Experte für all die Fragen der Mitbestimmung, der Gestaltung des rechtlichen Rahmens und der juristischen Details. Er ist freiberuflicher Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten Einigungsstellenvorsitz im betriebsverfassungsrechtlichen Bereich in meist großen Unternehmen und Schulungen im Arbeitsrecht sowie Mitglied des Beirates der VDW. Zuvor fungierte er von 2005 bis 2010 als Vorstand und Arbeitsdirektor der Energieunternehmen BEWAG in Berlin und HEW in Hamburg, anschließend als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei Vattenfall Europe. Vor seinem Wechsel in die Wirtschaft war er von 1996 bis 2005 als Vorsitzender Richter in der bayerischen Arbeitsgerichtsbarkeit.

Ehren’gast‘ Prof. Hartmut Graßl

Moderator Dr. Christian Scharnberg (EWS)

Die Impulse und Diskussionsfragen wurden anschließend in großer Runde aufgegriffen und unsere TeilnehmerInnen nahmen zahlreich die Möglichkeit wahr, sich aktiv in die Runde einzubringen und ihre Fragen an unsere Experten zu richten. Gemeinsam waren wir am Ende unserer vielfältigen Diskussion bei einer Menge an Handlungsempfehlungen und Erkenntnissen angelangt: Von der Frage, wie Mitbestimmung im Unternehmen aussehen kann und wie etwa Unternehmen im Rahmen der gesetzlichen Gegebenheiten reagieren können über die Möglichkeiten der politischen Einwirkung bis hin zur Akzeptanzfrage, die stark von der Erhöhung des Grades der Mitbestimmung in der Energiewirtschaft abhängt. Letzteres sei zu erreichen durch mehr Aufklärung über bestehende Möglichkeiten der Mitbestimmung, den Abbau von Hürden diese zu nutzen sowie die Schaffung weiterer Möglichkeiten zur Mitbestimmung in der Energiewirtschaft. Dies lag unseren TeilnehmerInnen besonders am Herzen.

Zuletzt war klar: Wir stehen vor einem langen, schweren Prozess, aber wir sind optimistisch, dass Offenheit für ökologische Themen da ist – wie der Gipfel in Davos gezeigt hat – und dass vieles möglich ist – wie die Corona-Pandemie deutlich macht!

Wir haben uns gefreut, wieder intergenerationell, interdisziplinär und vertiefend im kleinen Kreis Fragen rund um bürgerliche Mitbestimmung, erneuerbare Energien und Initiativen für den Wandel mit Prof. Hartmut Graßl, Dr. Klaus Schmid, Sebastian Sladek und unseren TeilnehmerInnen diskutieren zu können und blicken dem nächsten Workshop der Reihe „Jung und Alt bewegt“ bereits gespannt entgegen.

Referierende

Klaus Schmid ist freiberuflicher Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten Einigungsstellenvorsitz im betriebsverfassungsrechtlichen Bereich in meist großen Unternehmen und Schulungen im Arbeitsrecht sowie Mitglied des Beirates der VDW. Zuvor fungierte er von 2005 bis 2010 als Vorstand und Arbeitsdirektor der Energieunternehmen BEWAG in Berlin und HEW in Hamburg, anschließend als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei Vattenfall Europe. Vor seinem Wechsel in die Wirtschaft war er von 1996 bis 2005 Vorsitzender Richter in der bayerischen Arbeitsgerichtsbarkeit und von 1988 bis 1996 im bayerischen Arbeits- und Sozialministerium in München.

Sebastian Sladek ist in Schönau im Schwarzwald aufgewachsen und zur Schule gegangen. Am heimischen Esszimmertisch erlebte er mit, wie seine Eltern mit ihren Mitstreiter*innen gegen die Atomenergie aufbegehrten, „kurzerhand“ das Schönauer Stromnetz übernahmen und die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) als Bürgergesellschaft gründeten. Nach seinem Archäologiestudium und anschließenden Ausgrabungstätigkeiten kehrte er nach Schönau zurück und trat in die EWS ein. Seit 2011 ist er dort in geschäftsführender Verantwortung, seit 2015 auch Mitglied des Vorstandes. Für die EWS eG verantwortet er den Geschäftsbereich „Politik und Kommunikation“.

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.

Der Workshop ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich zu den Workshops bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

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Die „Jung und Alt bewegt“-Reihe wird unterstützt von

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