05. November 2024 | Emder Vorträge mit Prof. Hubert Weiger

Am 05. November fand der jährliche Emder Vortrag in Emden statt. Dieses Jahr war Prof. Hubert Weiger, renommierter Umweltwissenschaftler, zu Gast und sprach über die zentrale Bedeutung des Bodenschutzes in Zeiten des Klimawandels. Die Emder Vorträge sind eine Veranstaltungsreihe der Hochschule Emden/Leer in Kooperation mit der Stadt Emden und der VDW.

v. l. n. r. Anna Gerritzen, Birte Engelberts, Hubert Weiger, Maria Reinisch, Gerhard Kreutz, Eric Mührel

Die Veranstaltung begann mit einem Grußwort von Prof. Gerhard Kreutz, dem Präsidenten der Hochschule Emden/Leer. Er unterstrich die Bedeutung der Emder Vorträge, die zwei zentrale Aufgaben der Hochschule verbinden: die Förderung von
Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung sowie die Rolle als Impulsgeberin in der Region. Die Hochschule Emden/Leer habe sich neben Forschung und Lehre als wichtiger Raum des Austauschs und der Aufklärung etabliert. Kreutz betonte, dass die Hochschule dabei nicht nur in akademischen Kreisen wirken möchte, sondern das Ziel ist, auch die Region und Bürger:innen einzubeziehen.

Prof. Eric Mührel führte in den Vortrag von Prof. Weiger ein. Mit einer provokanten Frage machte er auf die oft unterschätzte Bedeutung des Bodens aufmerksam: „Ist es keine bodenlose Dreistigkeit, so mit unserem Boden umzugehen?“

Prof. Hubert Weiger griff diese Frage auf und wies darauf hin, dass Böden, obgleich sie die Grundlage unseres Lebens sind, oft zu wenig beachtet werden. Ein Grund dafür sei, dass die meisten Menschen in hochindustriellen Ländern nur noch einen geringen Bezug zum Boden haben. Lediglich 1,5 % der Bevölkerung in Deutschland arbeite noch direkt in der Land- oder Forstwirtschaft.

Im Kern seines Vortrags erklärte Weiger, dass der Boden, auch bezeichnet als „dünne Haut der Erde“, ein Verwitterungsprodukt der Gesteine der Erdoberfläche ist. Er entsteht unter dem Einfluss des Klimas, der Vegetation, der Hydrologie und des menschlichen Handelns. Die Böden seien als komplexes Ökosystem unentbehrlich für das Leben: Sie speichern Wasser, regulieren den Austausch von Nährstoffen und beherbergen ein Viertel aller Lebewesen auf der Erde. „Boden bedeutet Bodenleben“ erläutert Weiger, denn „Böden werden erst zu Böden durch die Pflanzen und Tiere in ihm“. Besonders in der Klimakrise gewinne der Boden an Bedeutung, da er neben den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher ist, den wir haben und nutzen sollten.

Weiger erläuterte die Bedrohungen, denen der Boden ausgesetzt ist. Überbauung und Erosion gefährden ihn weltweit, auch in Deutschland. Intensive Landwirtschaft, die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat und Stickstoffdüngung setzten den Böden zu und gefährden das Bodenleben erheblich.

Prof. Weiger plädierte für strengere Gesetze und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Böden, um ihre Funktionen als Kohlenstoffspeicher, Wasserfilter und Lebensraum langfristig zu bewahren.
Er schloss mit einem positiven Ausblick, wie Böden uns in der Klimakrise helfen können. Insbesondere Feuchtgebiete könnten als natürliche Kohlenstoffsenken eine zentrale Rolle spielen, weshalb bereits erste Schritte zur Wiedervernässung unternommen wurden. An diesem Beispiel erläutert Weiger auch, wie wichtig es ist, die Menschen in solche Prozesse mit einzubeziehen. Gerade bei Moore sei es zentral die kulturelle Geschichte zu beachten. In den letzten Jahrhunderten wurde den Menschen erklärt, warum es notwendig und sinnvoll ist Moore trocken zu legen. Nun eine Wiedervernässung zu fordern, scheint zunächst paradox. Daher braucht es Aufklärung über neue Erkenntnisse und gemeinsames Handeln, damit Klimaschutzmaßnahmen von allen getragen werden.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum unter Leitung von Prof. Eric Mührel wurde neben der Tierhaltung und dem Konsumverhalten von Menschen auch auf die Zivilgesellschaft als zentrales Element der Demokratie eingegangen. Denn, so Prof. Weiger in seinem Abschlussstatement: „Ohne gesellschaftlichen Druck geht es nicht!“

Vor dem Emder Vortrag war Prof. Hubert Weiger für einen Workshop am Max-Windmüller-Gymnasium. Gemeinsam mit den Schülerinnen des Klimarats und des Klimaparlaments diskutierte er über die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen und zeigte sich beeindruckt, was die Schüler:innen in den letzten Jahren bereits umgesetzt haben. Weiger ermutigte die Schülerinnen sich weiterhin zu engagieren und auch in herausfordernden Situationen nicht aufzugeben. Den ganzen Bericht lesen Sie hier.