Dienstag, der 4. Mai 2021 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit Prof. Joachim Luther, Dr. Gerd Stadermann und Prof. Hartmut Graßl

Am 4. Mai ging es weiter mit dem achten Workshop unserer digitalen Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags von Prof. Hartmut Graßl. Diesmal widmeten wir uns gemeinsam mit unseren Experten Prof. Joachim Luther und Dr. Gerd Stadermann und natürlich mit Prof. Hartmut Graßl dem Thema: „Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem – Leitplanken, Forschung, Aufbau“.

Mit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts für einen stärkeren Klimaschutz betraf der Workshop am 4. Mai ein allgegenwärtiges und derzeit gesamtgesellschaftliches Thema. Um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen, muss eine vollkommene Energiewende weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien stattfinden. Die Energiewende ist dabei untrennbar mit weiterem technologischen Fortschritt verbunden. Täglich strahlt die Sonne ein Vielfaches des Energiebedarfs der Weltbevölkerung auf die Erde. Doch wenngleich die Solarenergieforschung bereits weit gekommen ist, bleibt ein Großteil dieser Energie (noch) ungenutzt. Daher fragten wir uns:

Wo stehen wir heute in der Solarenergieforschung? Wie können wir das enorme Potenzial der Sonnenenergie noch nachhaltiger nutzen? Was können Photovoltaik für die Stromerzeugung und solarthermische Wärmeerzeugung heute leisten – und wie lassen sie sich technologisch noch weiter verbessern? Wie sehen die solaren Energietechnologien der Zukunft aus? Welche Forschung braucht die Energiewende und welche Voraussetzungen sind nötig, um das volle Potenzial der Solarenergieforschung auszuschöpfen? Und letztendlich: Wie gelingt uns die Transformation unseres Energiesystems hin zur Nachhaltigkeit?

Diesen und weiteren Fragen sind wir gemeinsam mit Ihnen – einer intergenerationellen und interdisziplinären Gruppe – und unseren Experten Prof. Joachim Luther und Dr. Gerd Stadermann und natürlich Prof. Hartmut Graßl nachgegangen.

Joachim Luther Nachhaltiges Energiesystem Jung und Alt bewegt
Gerd Stadermann Nachhaltiges Energiesystem Jung und Alt bewegt

Dr. Gerd Stadermann, Fellow des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) sowie Mitglied des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), führte die TeilnehmerInnen mit einer Darstellung der zurückliegenden und aktuellen Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem ein. Verschiedene Akteure, wie auch neue Technologien mussten über die Politik in die gesellschaftlichen Verhältnisse eingebettet werden, sodass der heutige Status Quo des nachhaltigen Energiesystems erreicht werden konnte. Gerd Stadermann betonte, dass erneuerbare Energien immer wieder nachgeschärft werden sollten, um so nachhaltig wie möglich zu sein, und dass der Planet keine Zeit mehr für Experimente mit Brückentechnologien habe. Zudem könne nur das, was auf Dauer ökologisch ist, auch ökonomisch sein.

An den Überblick des zurückgelegten Weges und den derzeitigen Stand der Transformation knüpfte Prof. Joachim Luther mit seiner Prognose für eine zukünftige Energieversorgung an. Joachim Luther ist ehemaliger Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) (1993-2006) und dort noch heute als Berater tätig. Seines Erachtens werden Solar- und Windenergie das Rückgrat der zukünftigen Energieversorgung darstellen. Dabei unterstütze er Gerd Stadermanns These, dass die Entwicklung von Basistechnologien abgeschlossen ist, jedoch sei eine Fortführung der Forschung unabdingbar. In den nächsten Jahrzehnten müsse die Systemintegration und die Weiterentwicklung von Technologien bezüglich des Verbrauchssektors und Energieverteilung stattfinden und langfristig die finale Defossilierung ab 2050 für eine abgeschlossene Energiewende folgen.

Hartmut Grassl Nachhaltiges Energiesystem Jung und Alt bewegt
Maria Reinisch Nachhaltiges Energiesystem Jung und Alt bewegt

Durch die Ballung an wissenschaftlicher Expertise und interdisziplinärer Perspektiven von Jung und Alt entstand im Anschluss eine spannende und bereichernde Diskussion, in der auch gegensätzliche Meinungen aufeinandertrafen. Es wurde unter anderem unterstrichen, dass für die Umkehr des Klimawandels eine Energiewende allein nicht ausreiche. Schon entstandener Schaden müsse behoben und CO2 aus der Atmosphäre zum Beispiel durch Humusaufbau (vgl. unseren Workshop mit Prof. Maria Finckh) entnommen werden.

Am Ende war jedoch die wichtigste Erkenntnis, dass wir niemals aufgeben und stets auf Austausch und Zusammenarbeit bauen sollten. Wir freuen uns, den Austausch und die Diskussionen zu Klima, Umwelt und Gesellschaft im Rahmen der „Jung und Alt bewegt“-Reihe u. a. am 20. Mai mit Prof. Antje Boetius und Ihnen fortsetzen zu können.

Video-Mitschnitte der Impulsvorträge

Referierende

Joachim Luther ist ehem. Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) (1993-2006) und dort noch heute als Berater tätig. Mit seinem Wechsel zum ISE nach Freiburg, übernahm Joachim Luther 1993 ebenfalls eine Professur für Festkörperphysik und Physikalische Grundlagen der Nutzung von Solarenergie an der dortigen Universität. Nach seiner Emeritierung baute er in Singapur – von 2008 bis 2012 – das Solar Energy Research Institute of Singapore (SERIS) auf. Zugleich engagierte er sich in zahlreichen nationalen wie internationalen Gremien, etwa im Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen der deutschen Bundesregierung (2000-2004), im Vorstand der International Solar Energy Society (1992-2001) und als Präsident von EUREC Agency – The European Renewable Centers Agency (1997-2002). 2005 zeichnete ihn die DBU mit dem Deutschen Umweltpreis aus.

Dr. Gerd Stadermann ist Mitglied des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) sowie Fellow des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Dort widmet er sich vor allem den Themen Energie und Forschungswende sowie der Bedeutung von Wissenschaft in der Demokratie. Bevor er 2012 Fellow am IÖW wurde, war Gerd Stadermann – ein studierter Kristallograph – 12 Jahre als Geschäftsführer des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE) tätig und zuvor am Aufbau des Schwerpunkts Solarenergieforschung am Hahn-Meitner Institut Berlin beteiligt. Erst kürzlich erschien Gerd Stadermanns neuste Publikation „Das Notwendige möglich machen – Die solare Forschungswende in Deutschland“ beim Springer Verlag, in der er „die Geschichte der Erforschung erneuerbarer Energien in Deutschland vor dem Hintergrund einer intensiven Wechselwirkung gesellschaftlicher Entwicklungen, Wissenschaft und Politik“ darstellt.

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Co-Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD.

Der Workshop ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

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Die „Jung und Alt bewegt“-Reihe wird unterstützt von

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