29. September 2020 um 18:00 Uhr | Digitaler Workshop mit Prof. Guy P. Brasseur und Prof. Hartmut Graßl

Die digitale Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ anlässlich des 80. Geburtstags des weltweit anerkannten Klimaforschers Prof. Hartmut Graßl ist gestartet. Vier Wochen nach dem ersten Workshop lud die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) am 29. September 2020 zum nächsten Online-Workshop mit Prof. Guy Brasseur ein.

Der zweite Workshop beschäftigte sich mit Klimawandel und Erdsystemanalyse: In seinem Impulsvortrag sprach Prof. Guy Brasseur über die Entwicklung von der atmosphärischen hin zu Erdsystemanalyse sowie zukünftige Herausforderungen an die Wissenschaft. Dabei verdeutlichte er auch die profunden Veränderungen, die sich im Erdsystem über die letzten Jahrzehnte vollzogen haben: Starkes Bevölkerungswachstum, Verzehnfachung ökonomischer Aktivitäten, dramatischer Anstieg von Land- und Ressourcenverbrauch und unaufhaltsame Globalisierung und Technologisierung. Das Resultat? Rapide Veränderungen in Klima, geochemischen Zyklen, hydrologischen Prozessen, Landschaftsdynamiken – im gesamten Erdsystem. Zwar konnte die Wissenschaft bereits viele Erkenntnisse über diese Veränderungen gewinnen, doch gibt es noch heute offene Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen. Dabei schaut Guy Brasseur insbesondere zum World Climate Research Programme (WCRP) und appelliert an die Wissenschaft, da diese verpflichtet seien, durch ihre Erkenntnisse die Politik und EntscheidungsträgerInnen zu unterstützen. Letztendlich, so Prof. Brasseur, müssten wir jedoch alle entscheiden, welche Richtung wir einschlagen wollen: eine unsichere Zukunft auf einem viel heißeren Planeten – oder eine Rückkehr zu einer Holozän-artigen Welt.

Im Workshop war man sich einig: wir wollen gemeinsam gegen den Klimawandel arbeiten. Angeregt und inspiriert durch den Impuls von Guy Brasseur diskutierten wir in der anschließenden Gesprächsrunde die Bedeutung der Erdsystemanalyse für das Verständnis des Klimawandels sowie Parallelen zwischen Klima-Krise und Corona-Pandemie. Können wir aus der Corona-Pandemie lernen und diese als neue Chance im Kampf gegen den Klimawandel verstehen? Die Nachrichten malen ein positives Bild: Die Pandemie wirkt sich in vielen Regionen positiv auf Teile der Umwelt, insbesondere auch die Qualität der Luft, aus. Seit Beginn der Pandemie etwa waren die CO2-Emissionen um 10-15% gesunken. Doch Guy Brasseur setzt das in Relation: Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, müssen wir die CO2-Emissionen bis 2050 um ca. 80% senken. Wie können wir das schaffen?

Gemeinsam diskutierten wir „einfache“, aber wirkungsvolle Methoden wie etwa Wiederaufforstung, ökologische Landwirtschaft, den Ausbau von Erneuerbaren Energien, aber auch Möglichkeiten zur aktiven CO2-Entnahme aus der Luft. Klar war, dass neben Politik und Gesellschaft vor allem auch die Industrie ins Boot geholt werden und man Adaptionssysteme schaffen müsse für den Fall, dass das 2°C-Ziel nicht eingehalten werden kann. Denn wir sind uns einig: Anpassung und Mitigation sind gleichermaßen wichtig!

Fazit des Workshops: Gemeinsam mit Guy Brasseur haben wir Aspekte des faszinierenden und komplexen Zusammenspiels des Erdsystems beleuchtet, eine Bestandsaufnahme vorgenommen und chancenorientiert unsere Handlungsspielräume und mögliche Lösungspfade im Kontext etablierter Narrative und Imperative diskutiert. Wir freuen uns, in diesem Sinne auch wieder im nächsten Workshop zusammenzukommen, wenn wir uns der Mitbestimmung in der Energiewirtschaft widmen.

Referierende

Prof. Guy P. Brasseur ist Senior Scientist und Leiter der Arbeitsgruppe „Environmental Modeling“ am Max-Planck-Institut (MPI) für Meteorologie in Hamburg und dort auch gleichzeitig auswärtiges wissenschaftliches Mitglied. Er ist auch Gründungsdirektor des Climate Service Center Germany am Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Als Direktor fungierte er dort für fünf Jahre bis 2014. Zuvor, von 1999 bis 2006, war er bereits Direktor am MPI für Meteorologie sowie Geschäftsführer und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Klimarechenzentrums in Hamburg. Neben dem MPI verbrachte der gebürtige Belgier ebenfalls große Teile seiner wissenschaftlichen Karriere am National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado, USA.

Zu seiner eigenen Forschung sagt er: Meine wissenschaftlichen Interessen berühren vor allem Fragen zum Klimawandel, zum stratosphärischen Ozonabbau, zur globalen Luftverschmutzung und zu solar-terrestrischen Wechselwirkungen.

Mehr zu Guy P. Brasseur.

Hartmut Grassl beim VDW Auftakt zu Jung und Alt bewegt

Prof. Hartmut Graßl ist em. Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und ehem. Professor der Universität Hamburg. Neben seiner Funktion als Vorsitzender der VDW hat er zahlreiche weitere Positionen in verschiedenen Gremien inne, u. a. als Vorsitzender der Mitgliederversammlung des PIK und Mitglied des NABU-Kuratoriums. Zuvor war Hartmut Graßl bereits u. a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), Mitglied von Enquête-Kommissionen zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages, Direktor des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP) in Genf und Vorsitzender des Bayerischen Klimarates. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Max-Planck-Forschungspreis, den Deutschen Umweltpreis der DBU und das Große Bundesverdienstkreuz am Bande der BRD. Mehr zu Hartmut Graßl.

Der Workshop ist Teil einer Reihe, die unter dem Motto „Jung und Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft in Zeiten von Corona“ führende WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen einlädt, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit dem weltweit bekannten Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl und engagierten NachwuchswissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Wenn Sie mehr zur Auftaktveranstaltung wissen wollen, bei der Klima, Umwelt und Gesellschaft im Zeichen von Corona bereits von Experten eingeschätzt wurden und die bewiesen hat, wie informativ und familiär ein Austausch auch virtuell möglich ist, dann können Sie hier nachschauen.

In diesem Sinne freuen wir uns Ihnen vertiefende Workshops und die aktiven Diskussionen in kleinen, intergenerationellen Gruppen mit ExpertInnen bieten zu können, die Antworten liefern und eine positive Transformation in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen anstoßen.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, melden Sie sich bitte zeitnah per Mail an event@vdw-ev.de an. Kurz vor der Veranstaltung erhalten Sie dann die Zugangsdaten.

Die aktuellen Termine sowie weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie auch hier.

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