Gratulation an den neuen Co-Vorsitzenden der VDW!

Eine Laudatio von Ulrich Bartosch

Wenige Mitglieder der VDW haben dieser Vereinigung so lange die Treue gehalten, wie es für Götz Neuneck zutrifft. Und es gibt sicherlich niemanden, der eine längere „Amtszeit“ im Vorstand vorzuweisen hat. Vor wie vielen Jahren er dem Vorstand als Pugwash-Beauftragter der VDW zur Seite getreten ist, kann ich nicht genau sagen. Er hat diese Aufgabe wohl von Gottstein übernommen und nun seit Jahrzehnten den Vorstand insbesondere aus der Perspektive des Vorsitzenden der deutschen Pugwash-Gruppe kontinuierlich beraten. Es klingt fast unglaubwürdig,

aber nunmehr als förmliches Mitglied des Vorstandes, und zumal als Co-Vorsitzender im Zusammenspiel mit Ulrike Beisiegel, ist Götz Neuneck erstmalig stimmberechtigt in den Vorstandsverhandlungen. Nicht dass seine Stimme diese förmliche Bemächtigung wirklich gebraucht hätte, seine Empfehlungen waren immer gleichrangig in die Entscheidungen eingeflossen. Aber, Götz hat dann doch immer wieder mit feiner Ironie eingeworfen, dass er ja in diesem Gremium keine Stimme hätte. Diese kleinen Fluchtwege sind nun versperrt, lieber Götz. Als Mitglieder der VDW freuen wir uns, mit Dir eine gewichtige Stimme in den Kerngebieten der VDW für die Vorstandsarbeit gewonnen zu haben. Wir gratulieren alle zur Wahl und ich wiederhole hier gerne meine persönlichen Glückwünsche und meine Freude über Deine verstärkte „Verpflichtung“ für die Vorstandsarbeit.

Friedensforschung, Rüstungskontrolle, Abrüstung, Waffentechnologie, Diplomatie, Internationale Politik und nicht zuletzt Cyberwar: die Expertise des gelernten Physikers, promovierten Mathematikers und erfahrenen Rüstungskontroll-Fachmanns reicht weit und sie reicht in die Tiefe. Neuneck verbindet technische, politische und sozial-wissenschaftliche Kenntnisse in seinen profunden Analysen. An vielen Pugwash-Treffen hat er aktiv teilgenommen und war und ist Mitglied von Pugwash-Gremien und Arbeitsgruppen. Sein fachliches, wissenschaftspolitisches Netzwerk ist wahrlich weltumspannend. Wissenschaftliche Kolleginnen und Kollegen sowie die Akteure der nationalen und internationalen Politik suchen und schätzen seinen Rat. Seit ca. 25 Jahren ist er eine sichere Bank im Beraterstab der Rüstungskontrollabteilung des Auswärtigen Amtes und hat an diversen Rüstungskontroll- und Abrüstungsverhandlungen als Mitglied der deutschen Delegation teilgenommen.

Verdient ein Wissenschaftler das „Bundesverdienstkreuz am Bande“? Wer Götz kennt, weiß, dass er eine solche ehrenvolle Auszeichnung nicht ohne gewisse Scheu annimmt. Aber er hat es dann doch mit angemessenem Stolz und sichtlicher Freude in Händen gehalten, nachdem er den Orden aus den Händen der Staatssekretärin Susanne Baumann entgegennehmen durfte. In der Laudatio der Staatssekretärin wurde auch die Würdigung durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier referiert. Insbesondere Frau Baumann verwies auf die gemeinsame Arbeit in den internationalen Konferenzen und unterstrich den tatsächlichen Einfluss des Friedensforschers (und damit auch seiner wissenschaftlichen Community) auf den Lauf der politischen Dinge. Da ich die Gelegenheit hatte, an dieser kleinen, würdigen Zeremonie im Auswärtigen Amt teilzunehmen, darf ich sagen, die respektvolle Zusammenschau der Leistungen von Götz Neuneck hat nochmals bewiesen: dieser Wissenschaftler hat das Thema „Verantwortung“ mit Kraft in die Internationale Politik eingebracht. Der Orden zeichnet den richtigen Mann aus! Auch hierfür spreche ich die herzliche Gratulation für die VDW und auch ganz persönlich aus. Wir freuen uns und sind auch stolz auf den „Unsrigen“ und seine Ehrung. Unsere Gratulation geht freilich auch an den weiteren geehrten Friedensforscher jenes Tages: Prof. Dr. Harald Müller, vormals Direktor des HSFK in Frankfurt.

In diesen Tagen des grausamen Krieges von Putins Russland gegen die Ukraine scheinen die Erfolge der Abrüstung und Rüstungskontrolle weit entfernt. Ist die Ehrung gar anachronistisch? Tatsächlich erleben wir den Beweis dafür, dass „Frieden gestiftet werden muss“ (C. F. von Weizsäcker). Rüstungskontrolle und Abrüstungsverhandlungen sind Teil solcher Friedensstiftung. Die Erfolge der letzten Jahrzehnte werden durch die heutigen Rückschläge nicht aufgehoben. Der Ukraine Krieg ist die grausame Realität. Aber sie nähren die Hoffnung auf eine neue friedensstiftende Phase. Was bereits möglich war, sollte neuerlich möglich werden. Eine andere Alternative bietet langfristig keine Überlebensstrategie in einer Welt voller Massenvernichtungswaffen. Götz Neuneck hat daher die Preisgabe der internationalen Abrüstungs- und Kontrolldiplomatie in jüngerer Zeit mit großer Sorge beobachtet. Er hat die gefährliche Entwicklung ganz nüchtern gesehen. Sein Expertenwissen und seine Erfahrung werden weiterhin gebraucht. Letztere reicht u. a. vom Starnberger Institut unter C. F. von Weizsäcker und der Forschungsgruppe Afheldt, der Leitungsarbeit im IFSH in enger Zusammenarbeit mit Egon Bahr bis zur Mitwirkung am Masterstudiengang „Peace and Security Studies“ an der Universität Hamburg.

Gut, dass er die VDW weiterhin stärken wird! Alles Gute und eine glückliche Hand für die Vorstandsarbeit.

 

  • Laudatio der Staatssekretärin Susanne Baumann (Auswärtiges Amt) an Götz Neuneck | Link

  • Dankesrede von Götz Neuneck zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes | Link

  • Bericht des Forschungsverbunds Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit (fonas) zur Verleihung | Link

  • Bericht des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) zur Verleihung | Link

Impressionen

Staatssekretärin Susanne Baumann (Auswärtiges Amt) überreicht Götz Neuneck das Bundesverdienstkreuz
Götz Neuneck (links) mit Hans-Jörg Röhl (Mitte, Vorsitzender der Stiftung Dr. Roland Röhl) und Ulrich Bartosch (rechts)

Zur Person

Prof. Dr. Götz Neuneck
Prof. Dr. Götz Neuneck

Götz Neuneck ist Senior Research Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheits­politik (IFSH) und Professor an der MIN-Fakultät der Universität Hamburg. Bis 2018 war er stellvertretender wissenschaftlicher Direktor des IFSH und leitete den Masterstudiengang „Peace and Security Studies“ an der Universität Hamburg. Er ist Mitglied des Council der „Pugwash Conferences on Science and World Affairs“, Pugwash-Beauftragter der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und Sprecher des Arbeitskreises Physik und Abrüstung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Seine aktuellen Schwerpunkte sind Rüstungskontrollen und Abrüstung, Nuklearwaffen und Nonproliferation, Raketenabwehr und Weltraumrüstung.