Wie treten wir den vielfältigen Krisen der Gegenwart entgegen und übernehmen Verantwortung für die Zukunft? Dieser Frage haben sich am 18. Februar Mitglieder der VWD und andere Interessierte gewidmet. Die rund 120 Teilnehmenden aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft brachten ihre umfassende Expertise zu Nachhaltigkeit und Zukunftsvisionen in Vorträgen und Workshops zusammen. Besondere Impulse und Einblicke kamen dabei von den Mitgliedern der Jungen VDW. Durchgeführt wurde das Symposium mit freundlicher Unterstützung des Liz Mohn Centers.

Die Konferenz nahm Bezug auf die Jubiläen zweier bedeutsamer Ereignisse der Umweltbewegung. Durch den Bericht „The Limits to Growth“, beauftragt vom Club of Rome, wurden 1972 eindrücklich die Folgen des rasanten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums aufgezeigt. Die im gleichen Jahr stattfindende erste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen (UN Conference on the Human Environment) in Stockholm gilt als Beginn der globalen Umweltpolitik.

Nach der Begrüßung durch die VDW-Vorsitzende Prof. Ulrike Beisiegel und Dr. Jörg Habich vom Liz Mohn Center, folgten inhaltliche Beiträge von drei hochkarätigen Gästen. Der Vortrag von Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, ehemaliger Co-Vorsitzender des Club of Rome sowie der VDW, bot nicht nur einen Rückblick auf die Entstehung des oben genannten Berichts, sondern betonte auch dessen noch immer wirksame Bedeutungskraft in der heutigen Zeit. In seinem Beitrag über die Sustainable Development Goals der UN hob Prof. Hubert Weiger, ehemals Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), hervor, dass hinsichtlich Umweltzerstörung und Klimawandel kein Erkenntnisproblem, sondern vielmehr ein Umsetzungsproblem bestehe. Er fordert daher eindringlich schnelles Handeln von allen Seiten, insbesondere aber von Amtsträger:innen, die eine große Verantwortung für die Zukunft der Bevölkerung tragen. Letztlich warf Dr. Günter Hörmandinger, derzeit für das Generalsekretariat der Europäischen Kommission tätig, den Blick auf den Europäischen Green Deal. Dabei unterstrich er die Bedeutung von öffentlichem Engagement für die Verwirklichung politischer Maßnahmen.

Am Nachmittag widmeten sich die Teilnehmenden in drei Workshops unterschiedlichen Aspekten mit jeweils zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft: Mobilität, Wirtschaft sowie Landwirtschaft und Ernährung.

In der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Mobilität und Stadtumbau“ unter der Moderation von Prof. Götz Neuneck befassten sich die Teilnehmenden mit den Chancen und Herausforderungen einer Verkehrswende. Input gaben die beiden Experten Dr. Kai Hünemörder, Leiter des Zentrums für Energie , Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) der Handwerkskammer Hamburg, und Thorsten Koska, Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut. Insbesondere massive Investitionen in den Ausbau des ÖPNV und eine drastische Reduktion des Individualverkehrs wurden als zentrale Elemente der Verkehrswende definiert. Auch betonten die Experten die Wichtigkeit von innovativen Stadtkonzepten, die nachhaltige Mobilitätsformen möglich und für alle Menschen zugänglich machen.

Andere Interessierte beschäftigten sich unter der Leitung von Dr. Hans-Jochen Luhmann mit den Möglichkeiten und Grenzen eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums. Mit Vorträgen zu Gast waren Prof. Laura Marie Edinger-Schons, Professorin für BWL und nachhaltiges Wirtschaften an der Universität Hamburg, Ulrich Golüke, Dozent an der Business School Lausanne, und Dr. Matthias Kranke, Forschender im Bereich Post-Growth und Nachhaltigkeitspolitik an der Universität Kassel. Diskutiert wurde insbesondere die Idee des grünen Wachstums und die Rolle internationaler Organisationen in der Postwachstumsdebatte. Die Expert:innen plädieren für eine Abkehr vom Gedanken des ewigen Wachstums, wofür ein verändertes Bewusstsein gegenüber den planetaren Grenzen notwendig sei.

Im Workshop „Eine Erde für alle“ unter der Moderation von Prof. Ulrike Beisiegel referierten Prof. Angelika Ploeger, Gastprofessorin an der Universität Kassel, und Prof. Hartmut Vogtmann, ehemaliger Präsident des Deutschen Naturschutzrings. Die Diskussion lotete aus, wie Landwirtschaft und menschliche Ernährungsformen unsere Zukunft beeinflussen und welche Lösungsansätze zum Erreichen einer nachhaltigen Welt bestehen. Ein Fazit der Runde: Wir brauchen eine Veränderung der Prioritäten im Ernährungssystem hin zum Schutz der Menschen und des Planeten.

In einer öffentlichen Abschlussveranstaltung beleuchtete Prof. Julian Nida-Rümelin, Beiratsmitglied der VDW, Zukunftsverantwortung aus einer philosophischen Perspektive. Nach einer angeregten Diskussion mit dem Publikum dazu, wie wir mit den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft umgehen und Nachhaltigkeit verwirklichen können, endete der Abend mit einem Umtrunk und abschließendem, weiterem Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft sowie zwischen Jung und Alt.