Anlässlich der Veröffentlichung der Publikation „Was uns bewegt – Impulse aus der Wissenschaft zu Klima, Umwelt und Gesellschaft“ zur Veranstaltungsreihe „Jung und Alt bewegt“ bildete der Workshop am 12. Dezember ein Zwischenresümee. Nach den Inputs von Prof. Hartmut Graßl und Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker diskutierten die Teilnehmenden intensiv über die Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten der Klimakrise als Polykrise.
Die Veranstaltung begann mit einer Zeitreise zu den Anfängen des Workshopsformats, welches zu Ehren von Hartmut Graßls 80. Geburtstag ins Leben gerufen wurde. Durch die Coronapandemie entstand ein digitales Format, das sich auch heute noch bewährt und eine größere Teilnehmendenzahl ermöglicht. Über die Jahre beschäftigte die Reihe sich in zahlreichen Workshops mit allen Herausforderungen, die mit der Klimakrise einhergehen, z. B. dem Biodiversitätsverlust, der zukünftigen Ernährung, den Gesundheitsrisiken, der Energiewende sowie sicherheitspolitischen Aspekten.
In seinem Impuls am 12. Dezember nahm Graßl uns nochmal mit zum Anfang der Klimakrise und verdeutlichte den Teilnehmenden, wieso die Klimakrise die Krise unserer Zeit ist. In verständlichen Worten erläuterte er, dass der CO2 Gehalt in der Luft in den letzten 200 Jahren deutlich gestiegen ist. Der damit einhergehende leichte Temperaturanstieg würde deutlich verstärkt durch Wasserdampf, der sich pro ein Grad Celsius Temperaturanstieg um 7% erhöhe, und damit zum größten Treibhausgas würde. Graßl zeigte die massiven Folgen für die Menschen, Tiere und Pflanzen auf. So würden beispielsweise bei den derzeitigen Prognosen von einer mittleren globalen Erwärmung von 2,7 Grad ca. 2 Milliarden Menschen nicht mehr auf Dauer an den Orten überleben können, wo sie derzeit wohnen.
Vor 40 Jahren, als er bereits öffentlich auf die menschengemachten Klimaveränderungen aufmerksam machte, hätte er nicht gedacht, dass auch heute noch ein Aufklärungsbedarf bestehe. Das Problem des Klimawandels sei, dass es langsame Veränderungen sind, die über Jahrzehnte keine großen negativen Auswirkungen haben. Dadurch würde die Politik „eingelullt“. Nun seien wir an dem Punkt, wo wir uns nicht nur darum kümmern müssen, die Emissionen zu senken, sondern zusätzlich bereits Anpassungsmaßnahmen treffen sollten.
Der anschließende Vortrag von Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker ordnete die Klimaauswirkungen auf globaler und gesellschaftlicher Ebene ein. Die Korrelation von Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und CO2 Emissionen pro Kopf seien unverkennbar. Dies zeige, dass insbesondere reiche Länder die Treiber der Klimakrise sind. Umgekehrt könnte es auch heißen, dass in unserer heutigen Welt ein Land nur reich werden kann, wenn es viele Emissionen verbraucht. Dies müsse sich ändern.
Als Menschheit müssten wir die Dinge, die wir wirklich brauchen, klimaneutral herstellen und nutzen. Beispielsweise müsse die Energiegewinnung komplett klimaneutral werden. Dabei sei Deutschland bereits auf einem guten Weg. Die Politik hat dazu einen Beitrag geleistet, denn im Jahr 2000 wurde das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ verabschiedet. Durch dieses Gesetz ist die Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen inzwischen günstiger als die durch Atomkraft.
Global schlägt von Weizsäcker einen Handel mit Emissionen vor, wobei jede Person auf der Welt der gleiche Emissionsausstoß zugeteilt werden würde. Länder, die ihre Emissionen bereits verbraucht haben, müssten Lizenzen von Ländern kaufen, die weniger verbrauchen. Dadurch könnten Länder mit geringem Ausstoß von ihrer Klimaneutralität auch finanziell profitieren.
Am Ende plädiert von Weizsäcker für mehr Balance. Diese müsse in allen Bereichen gewahrt oder wieder hergestellt werden. So bräuchten wir etwa Balance zwischen Herz und Verstand, zwischen Mensch und Natur, zwischen Staat und Markt, zwischen Gerechtigkeit und Leistungsanreiz, sowie zwischen Innovation und Bewährten.
Den Abschluss des Workshops bildete eine lebendige Diskussion mit den Teilnehmenden. Hierin kamen weitere Aspekte der Klimakrise, wie etwa die Rolle von Kriegen, das Auseinanderdriften der Klimabewegung und die Überpopulation des Menschen auf der Erde, zur Sprache.
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