*Der Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und entspricht nicht zwangsweise der Meinung der VDW.

Anmerkungen über Israels Krieg gegen die Hamas und den weltweiten Antisemitismus

Ich bin zutiefst betroffen von dem erschütternden Vorfall, der sich am 7. Oktober 2023 und in den Tagen danach in Israel ereignete. Die Terror-Organisation Hamas ermordete in Israel etwa 1.200 Menschen und verschleppte rund 240 Geiseln in den Gazastreifen. Die Einzelheiten dieses Angriffs sind von unfassbarer Brutalität – sie zeigen die tiefsten Abgründe menschlicher Aggressivität. Es war Israels Nine-Eleven. Seitdem kämpft Israel gegen die Hamas mit dem Ziel sie zumindest im Gazastreifen völlig auszuschalten. Israel kämpft auch um seine Existenz.
Ähnlich, wie die Welt sich durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verändert hat, so wird sie sich auch durch den widerwärtigen Angriff der Hamas auf Israel verändern.
Meine uneingeschränkte Solidarität gilt den Menschen in Israel und allen Jüdinnen und Juden in Deutschland und in der Welt.
Durch den Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen sind bis zum 13. November 2023 nach Medienberichten nicht nur Hamas-Kämpfer, sondern auch etwa 11.000 unschuldige Palästinenserinnen und Palästinenser ums Leben gekommen – mit jedem weiteren Tag dieses Krieges erhöht sich die Anzahl der zivilen Opfer, auch weil die Hamas sie als lebende Schutzschilder missbraucht. Das palästinensische Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) hat im Gaza-Krieg bereits 101 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren. »Das ist die höchste Zahl getöteter Helfer in so kurzer Zeit in der Geschichte unserer Organisation, sagte Tatiana Valovaya, Generaldirektorin der UNRWA in Genf.«1
Es kann nicht bestritten werden, dass Israel mit dem Krieg gegen die Hamas sich in einem moralisch-ethischen Dilemma befindet, denn dieser Krieg fordert zivile Opfer. Die Hamas tyrannisiert und terrorisiert seit vielen Jahren die Bewohner des Gazastreifens, gibt aber vor, ihre politischen Interessen zu vertreten. Sie missbrauchte Teile der beträchtlichen finanziellen Zuwendungen beispielsweise aus der Europäischen Union für die Anschaffung von Waffen, für den Ausbau ihres Tunnelsystems und zur persönlichen Bereicherung von Hamas-Mitgliedern. Gelder, die ausnahmslos für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im Gazastreifen bestimmt waren. »Während sich hunderttausende Palästinenser im Gazastreifen vor israelischen Luftangriffen verstecken müssen, führt die Hamas-Spitze ein Luxusleben im Ausland. Finanziert wird es mit einem globalen Investmentportfolio. Palästinensische Zivilisten kauern an der Grenze zu Ägypten und fürchten um ihr Leben, während sich die Hamas in ihren Tunneln unter dem Gazastreifen versteckt – jedenfalls der militärische Arm. Noch besser ergeht es dem politischen Arm der Terrorgruppe: Die Führung der Hamas versteckt sich nicht unter der Erde, sondern im Ausland. Vor allem katarische Luxushotels scheinen der Hamas-Führung zu gefallen. Kein billiger Spaß, weiß Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP) ›Die Herren müssen natürlich Miete zahlen‹, sagt er im ›Wieder was gelernt‹-Podcast von ntv.de. ›Katar ist kein billiges Land, und die leben nicht an der Armutsgrenze.‹ Sorgen machen muss man sich aber nicht über die Hamas-Anführer, wie Schindler erklärt: ›Wenn man Berichten Glauben schenken darf, verfügen sie jeweils über ein persönliches Vermögen zwischen 2 und 4 Mio. Dollar. Man hat also darauf geachtet, dass das Sterben in Gaza bleibt und das Geld möglichst bei sich.‹ «, berichtete Capital+ in einem Podcast.2
Neben meiner uneingeschränkten Solidarität mit den Menschen in Israel und allen Jüdinnen und Juden in Deutschland und in der Welt fühle ich auch mit den Palästinenserinnen und Palästinensern, die durch diesen Krieg, den einzig und allein die Hamas zu verantworten hat, enorm leiden. Jedes Leben zählt! Jeder Mensch, der in diesem Krieg ums Leben kommt, ist ein Mensch zu viel. Im Kampf gegen die Hamas sollte Israel darauf ganz besonders achten.
Ich hoffe, dass es Israel gelingen wird, die rund 240 Geiseln zu befreien. Weiterhin hoffe ich, dass die Hamas bald völlig entwaffnet sein wird und dieses Ziel möglichst ohne zivile Opfer erreicht wird.
Weil dieser Krieg im Gazastreifen eine humanitäre Katastrophe erzeugt hat, muss die humanitäre Hilfe für die dort lebenden Menschen im großen Stil erfolgen und allerhöchste Priorität haben.
Ich hoffe, dass für die Menschen in Israel und Palästina möglichst bald ein dauerhafter Frieden entsteht. Dazu muss die Zwei-Staaten-Lösung vorangetrieben werden. Dafür ist aber unabdingbar, dass in Palästina ohne Terrororganisation die Menschen ihre Zukunft selbst bestimmen können.
Der Krieg Israels gegen die Hamas hat weltweit eine besorgniserregend hohe Anzahl antisemitischer Vorfälle hervorgerufen, besonders in Europa und den USA. Das ist unerträglich. Es darf nicht sein, dass Jüdinnen und Juden physischer Gewalt ausgesetzt sind und sie Angst haben, jüdische Bekleidung öffentlich zu tragen. Hier hat jahrzehntelang die Aufklärung gegen Antisemitismus in allen Bereichen der Gesellschaften versagt. Auch die Wissenschaften müssen sich verstärkt mit dem Antisemitismus beschäftigen und daran mitwirken, wie er aus den Köpfen entfernt werden kann oder er erst gar nicht in die Köpfe gelangt.
An dieser Stelle rufe ich alle Leserinnen und Leser dieses Textes dazu auf, sich entschieden gegen Antisemitismus engagieren.
Dieser Text wurde am 14. November 2023 geschrieben.
Haltern am See, Werner Mittelstaedt

Anmerkungen:

1 Berliner Morgenpost. Israel im Krieg: Weltweit Schweigeminute für Opfer der UNO. Abgerufen am 13.11.2023, von https://www.morgen­post.de/politik/article239849279/israel-news-aktuelle-lage-krieg-gaza-hamas-schifa-klinik-gazastreifen.html .

2 Capital+. Millionenschwere Terroristen. Die Hamas-Führer leben im Luxus – woher stammt das Geld? Abgerufen am 14.11.2023, von https://www.capital.de/wirtschaft-politik/die-hamas-fuehrer-leben-im-luxus—woher-stammt-das-geld–34173120.html .

Werner Mittelstaedt
Werner Mittelstaedt
Werner Mittelstaedt, Jahrgang 1954. Seit den 1970er-Jahren als kritischer Zukunftsforscher vielfältig aktiv. Autor von 13 Büchern und zwei Theaterstücken. Gründer sowie Herausgeber der seit 1981 erscheinenden Zeitschrift BLICKPUNKT ZUKUNFT (www.blickpunkt-zukunft.com). In seinen Werken behandelt er u. a. Themen wie qualitatives Wachstum, globale Megatrends, Nachhaltigkeit, Anthropozän, Klimawandel, Frieden, Fortschritt und zukunftsfähige Wertorientierungen. Sein letztes Buch „Transformation und Ambivalenz. Steht die Welt vor dem Kollaps? Kurskorrektur oder Klimakatastrophe“ erschien 2023.
Detaillierte Informationen siehe: www.werner-mittelstaedt.com/vita.html