*Der Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und entspricht nicht zwangsweise der Meinung der VDW.

Wie ernst nehmen wir es, wenn wir uns ‚Gesundheit‘ wünschen? Gesundheit liegt zu großen Teilen in unserer eigenen Hand.
Mein Forschungsthema, als Biochemikerin in der medizinischen Forschung, war Fettstoffwechsel und Herzinfarkt! – Bereits in 2013 schrieb ein kardiologischer Kollege aus Dänemark in einem Buch über die ‚agricultural connection‘ zwischen Landwirtschaft und Koronarer Herzerkrankung: ‚Landwirtschaft ist aktuell die destruktivste Aktivität des Menschen … weil für die menschliche Ernährung zu viel Tier- statt Pflanzenproduktion stattfindet.‘ – Heute wissen wir noch viel mehr darüber, wie schädlich die überdimensionierte Tierhaltung für die Umwelt ist. Wir kennen die Erkrankungen, die durch zu hohen Fleischverzehr entstehen oder verschlimmert werden.

Was können wir für unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Umwelt tun?

Wir müssen die Flächennutzung grundsätzlich ändern:
Im Dasgupta Review (Februar 2021) heißt es dazu: ‚Durch Umstellung auf pflanzliche Ernährung könnte die Weltbevölkerung mit 50% der derzeitigen landwirtschaftlich genutzten Fläche ernährt werden‘. Damit würden wir außerdem viele Erkrankungen wie Herzinfarkt, Diabetes und Adipositas deutlich verringern. Auch sagt der Bericht, dass die Produktion von Treibhausgasen bei pflanzlicher Ernährung 10- bis 50-mal geringer ist als beim Verzehr tierischer Nahrungsmittel.
In der Landwirtschaft müssen Fruchtwechsel eingehalten werden und es muss, zur Erhaltung der Biodiversität, Raum für die Wiederentstehung gesunder Ökosysteme entstehen. Nicht zuletzt muss dem Wald wieder mehr Raum gegeben werden.

Wir müssen die Ressourcen der Erde nachhaltig nutzen:
Wenn wir uns, ganz im Sinne unserer Gesundheit, mehr bewegen, verbrauchen wir mehr Energie. Aber eben die unseres Körpers! Also, aufs Fahrrad und die Treppen steigen und vieles mehr. So können wir, zusammen mit entsprechenden neuen Mobilitätskonzepten, den gesellschaftlichen Energieverbrauch senken. Und, wir dürfen Ressourcen nur so nutzen, dass wir sie wieder verwenden können. Die große Herausforderung ist es also eine effektive Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, statt weiter auf ressourcen-verbrauchendes Wirtschaftswachstum zu setzen.

Sind das Illusionen? Ich meine: nein! Aber es braucht eine Umstellung individueller Gewohnheiten und eine konzeptionelle Umstellung der Wirtschaft. – Wenn wir das schaffen, werden wir erleben, dass es im Ende nicht Verzicht, sondern ein großer Gewinn ist.

Gerne möchte ich Sie alle mitnehmen auf diesen spannenden Weg des Wandels zugunsten der Zukunft unserer Erde.

Foto: Peter Vogel, Fotografie Hamburg

Prof. Dr. Dr. Ulrike Beisiegel
Prof. Dr. Dr. Ulrike Beisiegel
Ulrike Beisiegel, habilitiert in Biochemie, war von 2011 bis 2019 Präsidentin der Universität Göttingen. Zuvor war sie C4-Professorin und Direktorin des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie übte viele wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Funktionen u. a. bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Hochschulrektorenkonferenz aus. Heute ist sie Co-Vorsitzende der VDW (seit 2021), Senatorin der Max-Planck-Gesellschaft (seit 2011), Mitglied des Hochschulrates der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Universitätsräte der Universität Passau und der Universität Graz sowie des Aufsichtsrates des Forschungszentrums Jülich. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG, der Rudolf Schönheimer-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Atheroskleroseforschung sowie der Ubbo-Emmius-Medaille der Universität Groningen (Niederlande).