des VDW-Pugwash Beauftragten Prof. Dr. Götz Neuneck
24. November 2015 | Mitgliederversammlung der VDW
Hamburg, den 22. November 2015
Zunächst werden die nationalen, dann die internationalen Aktivitäten des Jahres 2015 vorgestellt. Der Jahresbericht vor der letzten Jahrestagung in Istanbul 2013 sowie 2014 verdeutlichte die fundamentalen Differenzen zwischen der Führung von Pugwash International und den meisten nationalen Pugwash-Gruppen bezüglich der internen Organisation und Kommunikation der Pugwash-Bewegung. Insbesondere die europäischen Gruppen hatten sich 2013, wie berichtet, geeinigt, drei eigene Treffen in Europa zu organisieren. Das erste Treffen fand in Nordwijk, Niederlande 2013, das zweite in Moskau 2014 und das dritte Treffen 2015, vor der Jahrestagung in Nagasaki, in Berlin im Zusammenhang mit dem Workshop „Cyberwar and Cyberpeace“ statt.
Hervorzuheben ist auf deutscher Ebene das Treffen aus Anlass des 60. Jahrestages des Russell-Einstein-Manifestes am 9. Juli 2015 in Berlin, zu dem Egon Bahr als Hauptredner gewonnen werden konnte. Zuvor gab es Vorträge von Klaus Gottstein/München und Jürgen Scheffran/Hamburg und anschließend ein Podium mit MdB A. Brugger (Grüne), Botschafterin S. Baumann (AA), R. Braun (IPB, Genf) und O. Jäckel (IALANA). Die Veranstaltung war sehr gut besucht und bekam durch die stehend vorgetragene Rede von VDW-Mitglied E. Bahr eine historische Note. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt in Deutschland. E. Bahrs historische Verdienste sind in dutzenden Nachrufen (u.a. von der VDW/Pugwash Deutschland) hervorgehoben worden. Wie kein zweiter deutscher Politiker passte er durch seine scharfe Intellektualität, seinen Weitblick und seine Fähigkeit Grenzen „across the divide“ zu überwinden zu Pugwash. Am Ende seiner Rede forderte er die Wissenschaft auf, sich jetzt auch den Gefahren der digitalen Welt zu widmen.
Nach fast zweijährigen Vorbereitungen konnte am 23. und 24. Oktober 2015 zusammen mit der VDW-Geschäftsstelle der internationale Pugwash Workshop „Cyberwar and Cyberpeace“ in den Räumlichkeiten der DPG im Magnus-Haus durchgeführt werden, für den zusätzlich Gelder durch die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF) eingeworben werden konnten. Mit über 70 Teilnehmern und 14 sehr guten Fachvorträgen war der Workshop sehr gut besucht. Die zweitägige Tagung endete am Sonntag, dem 25.10. 2015, mit dem dritten Treffen der europäischen Pugwash-Gruppen, an dem Vertreter aus Russland, Großbritannien, Frankreich, Finnland, Italien und der Schweiz sowie der Pugwash Generalsekretär teilnahmen. Bei dem eigenständigen Treffen wurde beschlossen, dass die Aktivitäten der Gruppen auf einer Homepage gesammelt und besser koordiniert werden sollen. Diese Aufgabe übernahm Till Weyers für die VDW. Weitere Veranstaltungen in Europa sollen gemeinsam koordiniert und durchgeführt werden. Für das nächste Treffen ist London vorgesehen.
Ein zentraler Schwerpunkt von Pugwash International ist der Nahe und Mittlere Osten, wo durch die Arbeit des Generalsekretärs wichtige Ergebnisse zu verzeichnen sind, so bzgl. des iranischen Nuklearprogramms und des Dialogs zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. Auch bei der Aussöhnung der USA und Kubas konnten Fortschritte erzielt werden. Details sind der Homepage von Pugwash (www.pugwash.org) zu entnehmen.
Die 61. Jahrestagung fand Ende Oktober/ Anfang November an historischem Ort in Nagasaki, Japan u.a. mit Beteiligung des iranischen Vizepräsidenten Salehi, sowie Vertretern des State Departments und des russischen Verteidigungsministeriums statt und beinhaltete ein dichtes, mehrtägiges Programm von Vorträgen, Panels und Arbeitsgruppensitzungen. Zu Beginn wurden Grußbotschaften des UN-Generalsekretärs sowie des russischen Außenministers Lavrov verlesen und eine Nagasaki-Erklärung beschlossen, die viel Aufmerksamkeit in den japanischen Medien fand. U. Bartosch und G. Neuneck nahmen als deutsche Vertreter an der Jahrestagung teil und beteiligten sich aktiv in den Working Groups 3 („Neue Technologien“) und 8 („Europe/Ukraine“). G. Neuneck war zudem Co-Chair der europäischen Regionalarbeitsgruppe. Es wurde ein Abschlussbericht erstellt, dessen Empfehlungen auch in das Statement des Pugwash Councils einflossen und am Schlusstag auf dem Abschlusspanel u.a. von Götz Neuneck vorgestellt wurden. Erfreulicherweise waren im Rahmen der ISYP-Vorkonferenz auch drei jüngere deutsche Vertreter (Moritz Kütt, Till Weyers sowie Moritz Riede) anwesend.
Zu weiteren Aktivitäten ist hinzuzufügen, dass Götz Neuneck an der Amaldi-Konferenz in Rom teilnahm und Mitglied der Deep Cuts Kommission ist, sowie Mitglied der deutschen Delegation bei der 9. Überprüfungskonferenz des NPT im April/Mai 2015 in New York war.
Künftige Aktivitäten sind in Italien geplante Workshops zu den taktischen Nuklearwaffen in Europa und die Erarbeitung eines Konzeptes für eine funktionierende, kontinuierlich tagende Deutsche Pugwash Gruppe. Der Berichterstatter möchte zum Schluss dem scheidenden VDW-Vorsitzenden U. Bartosch sowie der scheidenden Geschäftsführerin Ulrike Wunderle für ihre persönliche Unterstützung für die Pugwash-Themen und die deutsche Pugwash-Gruppe danken. Ohne sie wären die o.g. Veranstaltungen nicht möglich gewesen.