Am 1. Dezember 2015 im Festsaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Den Flyer mit Programm finden Sie hier.
Die präsentierten Vorträge wurde uns freundlicherweise von den Referenten zur Verfügung gestellt. Diese finden Sie im Folgenden zum Download im .pdf-Format:
Erster Teil: Status Quo
Bijleveld, Maarten – Historische Entwicklung der Kritik gegen Neonikotinoide, Teil 1 und Teil 2
Bonmatin, Jean-Marc – Unsustainable agriculture with neonicotinoid insecticides: large scale impacts on biodiversity
Wenzel, Klaus-Werner – Aktueller Status: Neonikotinoide und Bienensterben
Kretschmer, Hartmut – Schmetterlinge bald nur noch in Museen zu sehen? Gefährung des Monarch-Falters (Danaus plexippus) durch Neonikotinoide
Knillmann, Saskia – Schäden durch Neonikotinoide in aquatischen Systemen
Hoppe, Peter – Das Tauziehen um ein objektives Risk Assessment
Zweiter Teil: Post Neonikotinoid
Furlan, Lorenzo – New strategy for agriculture without usage of neonicotinoids. Protection of the growers by a mutual insurance against pitfalls
Herkommer, Martin – Das fliegende Auge. Erfassung und Monitoring von Schädlingsbefall mit Hilfe von Multispektral-Daten
Weidauer, André – Elektronen-Sterilisation von Saatgut. Schutz der Boden-Fauna, Teil 1
Söffing, Roland – Elektronen-Sterilisation von Saatgut. Schutz der Boden-Fauna, Teil 2
Oehen, Bernadette – Vorteile der Fruchtfolge zur Schädlingsbekämpfung und die Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit
Die Biodiversität und damit die menschliche Nahrungsgewinnung ist in zunehmendem Maße bedroht. Eingriffe des Menschen in die Natur wie Landschaftsveränderungen und Bodenversiegelung verursachen großenteils den Rückgang der Artenvielfalt.
Neonikotinoide, die heimlichen Pestizide, welche mit dem Getreidesamen im Boden verteilt werden, sind jedoch die wesentlichen Verursacher der Vernichtung von Lebewesen. Diese Nervengifte verursachen eine chronische Vergiftung, die mittelfristig zum Absterben vieler Tierarten (und sekundär von Pflanzen) führt. Perfide ist, dass diese Substanzen nur als Prophylaxe eingesetzt werden und dass deren Konzentrationen wegen der jahrelangen Halbwertzeiten immer bedenklicher werden. Bekannt geworden sind diese Gifte zuerst durch das Bienensterben; allmählich hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Insektenschwund allgemein auf diese sogenannten systemischen Pestizide zurückgeht. Forschungsgruppen in aller Welt haben inzwischen nachgewiesen, dass auch andere Tierordnungen wie z.B. Kleinkrebse und Schnecken in Gewässern, aber auch Vögel, und für die menschliche Ernährung besonders bedrohlich die Boden-Fauna durch Neonikotionoide dezimiert werden.
Die EU-Kommission hatte im April 2013 ein Teilverbot für die drei gefährlichsten Neonikotinoide ausgesprochen. Nach dem damals vorherrschenden Wissenstand bezieht sich dieses Teilverbot nur auf die Honigbienen. Zwei Jahre später ist die EFSA (European Food Safety Authority), die wissenschaftliche Kommission der EU, jetzt dabei die Sachlage neu zu bewerten. Da gerade in den letzten Monaten bekräftigende Publikationen zur Schädlichkeit der Neonikotinoide erschienen sind, ist eigentlich von einer Verschärfung des Verbots auszugehen. Wünschenswert wäre ein Totalverbot (wie in Kanada).
Das Post-Neonikotinoid-Symposium soll deshalb jetzt vor der EFSA-Neubewertung über alternative Möglichkeiten der Agrikultur aufklären.
Überraschenderweise hat der Bundesminister für Landwirtschaft am 22. Juli 2015 für Deutschland ein sofort geltendes Eilverbot der Neonikotinoide für die Wintersaaten erlassen. Das ist eine überaus erfreuliche Nachricht.