Orientierung in turbulenten Zeiten | Workshop am Montag, 19.10.2015 im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Berlin-Mitte
Lesen Sie hier die Begrüßung und Schlussbemerkungen des VDW-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Hartmut Graßl im pdf-Format nach.
Den Flyer mit dem Programm finden Sie hier.
Die Pressemitteilung des DIW findet sich hier.
Einige der Referenten haben uns freundlicherweise Ihre Vorträge zur Verfügung gestellt. Diese finden Sie im Folgenden zum Download im .pdf-Format:
Goldthau, A. – Erdöl, Erdgas und geostrategische Verschiebungen
Zittel, W. – Verschnaufpause vom Peak Oil durch Fracking. Konventionelles Erdgas und Fracking
Peak Oil, Gas und Geopolitik
Die fossile Geopolitik ist zurück. Aktuelle Beispiele hierfür sind der Ukraine-Konflikt, die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Europäischen Union sowie den USA, die Konflikte im Mittleren Osten und Nordafrika.
Der Peak Oil konventionell geförderten Erdöls war nach verfügbaren Daten der Internationalen Energie-Agentur (IEA) etwa um das Jahr 2006. Danach konnte durch das unkonventionelle Förderverfahren Fracking der einsetzende Rückgang kompensiert werden. Das sowohl für die Öl- als auch die Gasförderung in den USA eingesetzte Fracking wurde anfänglich als Beginn einer »Energierevolution« gedeutet, so beispielsweise die IEA in ihren World Energy Outlook 2012 und 2013.
Damit verbunden kam insbesondere in den USA und manchen westeuropäischen Staaten die Hoffnung auf, dass dadurch einerseits die Abhängigkeit von den Lieferländern reduziert werden könnte. Andererseits wurde insbesondere geopolitisch auf einen Machtanstieg der USA spekuliert und von einer deutlichen Schwächung Russlands ausgegangen, das wirtschaftlich nach wie vor extrem vom Export der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas abhängig ist. Der Verfall der Ölpreise seit Sommer 2014 gab diesen Einschätzungen zusätzlichen Auftrieb.
Verwerfungen in turbulenten fossilen Zeiten
Die Verwerfungen ließen nicht lange auf sich warten: Wenn die auf dem Markt erzielbaren Preise immer weiter unter Grenzkosten abrutschen, und wenn die Preise noch einige Zeit unter den Grenzkosten liegen sollten, dann gefährdet dies die wirtschaftliche Existenz auch der westlichen Unternehmen, zuerst die mit den besonders hohen Förderkosten (Fracking). Das heißt: Die ökonomischen Grundlagen des derzeitigen fossilen Ölsystems brechen zusammen.
Die aktuelle Entwicklung im Jahr 2015 in den USA zeigt, dass die Hoffnungen auf eine (fossile) »Energierevolution« unbegründet waren. Die erwarteten geopolitischen Verschiebungen fallen aus. Dies hat Rückwirkungen auch auf Europa und den Rest der Welt.
Die Veranstaltung will in diesen turbulenten fossilen Zeiten Orientierung geben, die Zusammenhänge beleuchten sowie mögliche Entwicklungspfade analysieren und diskutieren.
Alle energiepolitisch Interessierten und alle an der Ausgestaltung des Übergangs in das postfossile Zeitalter in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.
Dr. Martin Held · Evangelische Akademie Tutzing und Vorstandsmitglied ASPO Deutschland
Jörn Schwarz · Vorsitzender ASPO Deutschland
Dr. Ulrike Wunderle · Vereinigung Deutscher Wissenschaftler