Wie realistisch sind die Öl-Szenarien der IEA?
Freitag, 24. Oktober 2025

Am 24. Oktober 2025 fand in Berlin im Veranstaltungsraum in der Marienstraße die alljährliche Kooperationstagung von ASPO Deutschland und VDW statt. ASPO trägt „Peak Oil“ in seinem Akronym. Die intim gehaltene Veranstaltung stellte daher in diesem Jahr die Frage in den Mittelpunkt, wie die IEA in den Szenarien, die sie für ihren jährlichen World Energy Outlook (WEO) erarbeitet, mit den Besonderheiten der „Produktionsfunktion“ von Rohöl umgeht.
Denn: Die Förderung einzelner Ölfelder folgt typischerweise einer Glockenkurve. Eine global konstante bzw. leicht ansteigende Förderkurve des Ölangebots, ergibt sich daher nur als Umhüllende vieler einzelner Förderkurven, die für neu erschlossene Felder jeweils nach ihrem Peak wieder abfallen.
Für die 4,5-stündige Fachtagung konnte Martin Küppers von der IEA gewonnen werden, der dort für die Modellierung der Nachfrageseite verantwortlich ist. Er bestätigte die glockenförmige Angebotsstruktur und die damit verbundene spezielle Kostenstruktur von Öl. Zur Interdependenz dieser Kostenstruktur mit der modellierten Nachfrage in den IEA-Szenarien teilte er mit, dass dies nicht in das Modell integriert sei, sondern händisch abgeglichen würde.
Als Gast anwesend war auch ein Mitarbeiter des Umweltbundesamts (UBA), der für die Koordination von klima- und energiepolitischen Szenarien verantwortlich ist. Er hob die Relevanz des Workshops hervor: Eine besondere Herausforderung bei der Gestaltung von klimapolitischen Szenarien im Gespräch mit klassischen Ökonomen bestehe darin, dass diese bei sinkender Nachfrage nach fossilen Energieträgern, insbesondere von Öl, lehrbuchgerecht von einer Reduktion des Öl-Preises ausgingen – was eine klimapolitisch höchst problematische Reaktion wäre. Der Hinweis auf die wirkliche Produktionsfunktion von Öl helfe, diese Sichtweise zu korrigieren. Zu erwarten sei bei einem Rückgang der Ölnachfrage zwar auch eine preisliche Reduktion, aber eher eine des sonst zu erwartenden Ölpreisanstiegs.
Von Jochen Luhmann
