*Der Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und entspricht nicht zwangsweise der Meinung der VDW.

Meine Ausführungen zu den Befindlichkeiten von Welt und menschlicher Existenz markieren möglicherweise eine Art Endzeitphase des Daseins auf dem Globus, der von Krisen existentiellen Ausmaßes heimgesucht zu werden durchaus in Gefahr steht oder auch in manchen Regionen von lebensbedrohlichen Krisen bereits massiv betroffen ist. Überhaupt in einen Kampf ums Dasein einzutreten, wenn das zugegebenermaßen in dieser als nicht ganz unproblematisch zu
bezeichnenden Weise, gleichwohl im Sinne einer gängigen Alltagsfloskel so ausgedrückt werden darf, könnte sich für die Weltbevölkerung angesichts noch nicht hinreichend unterbundener klimafeindlicher Entwicklungen zu einem generellen Kampf ums Überleben schlechthin auswachsen. Die gesamte Thematik von Umwelt und Existenzbedingungen betrifft das spätere Leben von Kindern und Kindeskindern, wie aus heutiger Sicht zu sagen wäre, und dies mit weittragenden Konsequenzen. So werden die Jahrgänge der jetzt und in Kürze Geborenen vermutlich die nächste Jahrhundertwende erleben, zumindest wohl viele von ihnen, und sich mit all dem auseinandersetzen müssen, was sich bis dahin auf der Welt absehbar zuzutragen in Aussicht steht. Beispielhaft seien in diesem Kontext folgende Aspekte genannt: Letztlich wohl ein nicht absolut auszuschließendes erneutes Aufflammen von Coronainfektionen in mancher Region des Erdkreises, dazu möglicherweise auch die Entstehung anderer, bislang unbekannter bzw. wiederauftretender Erkrankungen von epidemischem Charakter. Des Weiteren, vielleicht spektakulärer noch, was Klima und Wetter anbelangt, werden sich in vielen Gebieten weltweit, insbesondere aber auch mit Bezug auf Deutschland überaus gefährliche Dürreperioden einstellen, verbunden mit dem Absterben wertvoller Waldbestände und den entsprechenden diversen Folgen für das Leben hier sowie auf dem Globus generell. Überhaupt zeichnet sich ein ebenso langsames wie unaufhaltsames, insgesamt mittlerweile allgemein bekanntes, letztlich unheilvolles Ansteigen der klimatischen Temperaturen ab – dies im Übrigen seit geraumer Zeit – mit durchaus vorhersehbaren katastrophalen Auswirkungen auf den Zustand, vor allem aber auf die gesamte Bevölkerung unserer Erde. Schließlich werden realistischerweise wohl weiterhin Gesetzesverstöße, Gewaltbereitschaft u.ä. zu konstatieren sein, Volksverführer, Scharlatane und Rattenfänger üblen Zuschnitts ihren Aufstieg feiern, überdies auf dem Globus  hemmungslos korrupt agierende Diktaturen von einer Menschenfeindlichkeit, wie man sie sich z.T. schlimmer nicht vorstellen kann, ihr Unwesen treiben. Im Angesicht solcher Zustände und Entwicklungen vermag man sich das Jahr 2100 gar nicht auszumalen. Die Zeitspanne bis dahin ist kaum mit ähnlichen Verläufen vergangener Zeiten vergleichbar, da bekanntlich viele Entwicklungen jetzt und zukünftig eine enorme Beschleunigung aufweisen, die früher in ähnlichen Zeiträumen selbstverständlich noch nicht möglich war.

Nach Maßgabe der überaus in Gefahr stehenden Lebensgrundlagen ist insbesondere die spezifische Verantwortung aller Menschen, u.a. auch und gerade derjenigen, die sich dem Christentum zugehörig und verpflichtet fühlen, für die Zukunft angesprochen, insbesondere wenn es um das Verhältnis von Mensch zu Mensch, um die Beziehung von Mensch und Natur geht. Immerhin kommen nach gängigen Prognosen für eine bereits absehbare Zeitspanne Aufgaben und Probleme – wie oben bereits angedeutet – von Ausmaßen und Anforderungen auf die Menschheit zu, wie es sie vermutlich bislang noch nicht gegeben hat. Es wird in allererster Linie um den Erhalt unserer Erde gehen, aus religiöser Perspektive um die göttliche Schöpfungsordnung, wobei dieser Sachverhalt in seiner Bedeutsamkeit schon jetzt, in seiner bedrohlichen Komponente bei nicht hinreichend vorhandener Bewältigungskapazität den Erdbewohnern – und hier ist vor allem die derzeitige, oben indirekt erwähnte Enkel- bzw. Urenkelgeneration angesprochen – vielleicht in 20, 30 oder 50 Jahren in angst- und geradezu panikeinflößender Endzeitdämmerung unmittelbar vor Augen stehen wird. Überdies wird das „Zusammenwachsen“ von Menschen aus ganz unterschiedlichen Regionen der Welt über alle Grenzen und Widerstände hinweg unweigerlich vonstatten gehen. Denn aufgrund der sich bekanntermaßen bei nicht hinreichenden Gegenmaßnahmen drastisch ändernden klimatischen Verhältnisse mit der Folge von Lebensfeindlichkeit weiter Landstriche auf dem Globus sind Wander- und Fluchtbewegungen ungeahnten Ausmaßes zu erwarten. Da gilt es mit Nachdruck, nicht zuletzt auch aus christlicher Perspektive der Humanität das Wort zu reden, sie zu vertreten und umzusetzen, Menschenverachtung, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, wie sie z.T. insbesondere in heutiger Zeit bedauerlicherweise in Erscheinung treten, als zutiefst unchristlich, als unsittlich und lebensfeindlich zu brandmarken. Darüber hinaus sollte es gerade in politischer Hinsicht stets geboten sein, seine Stimme zu erheben gegen Demokratieabbau, gegen autoritäre Regime, Diktatur, Ausbeutung und Unterdrückung, auch gegen Falschmünzer, Scharlatane und Lügner, um dies gleich mitzuerwähnen – und hier wird deutlich, dass sich gesellschaftliche, politische und christliche
Gedanken treffen, sich auf Gemeinsamkeiten verständigen, sozusagen eine Symbiose eingehen …

Beschlüsse zu dem insbesondere derzeit relevanten Problemfeld „Natur und Umwelt“ hat es in den verschiedenen Einrichtungen auf dem Globus bereits gegeben. Man spricht gelegentlich von ersten Schritten einer Weltinnenpolitik, so wie sie sich z.B. in den SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen von 2016 artikulieren. Dabei sei besonders auf die Forderung nach einem Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle Menschen hingewiesen. Des Weiteren sei die UN-Konvention über Biologische Vielfalt (CBD) mit ihrer Aufforderung, 30% der Erdoberfläche unter einen Schutz zu stellen, genannt. Auch die Enzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus zielt schwerpunktmäßig auf die Themenbereiche Umwelt- und Klimaschutz, nimmt bestehende soziale Ungerechtigkeiten sowie die Erschöpfung natürlicher Ressourcen in den Blick. Die Enzyklika wurde in den Medien als Weckruf, vielfach als Aufruf zu einem weltweiten Umdenken gesehen. Am 25. September 2015 trat Papst Franziskus mit einer Rede vor der Hauptversammlung der Vereinten Nationen in New York auf. „Die weltweite Ungleichheit“ stand im Mittelpunkt seiner Darlegungen. Er verlangte von der Staatengemeinschaft nachprüfbare Entschlossenheit und beklagte die „unverantwortliche Zügellosigkeit einer allein von Gewinn- und Machtstreben geleiteten Weltwirtschaft“. Schließlich darf die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen UNFCCC nicht unerwähnt bleiben, ebenso das Übereinkommen von Paris im Jahr 2015. Es hat zum Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Auf der Internetseite zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen findet sich am Schluss der Darlegungen ein ziemlich nachdenklich stimmender, ernüchternd wirkender Satz: „Trotz jahrzehntelanger Bemühungen lassen sich bei einem Blick auf die Entwicklung der CO2- Emissionen keine Erfolge erkennen.“

Gleichwohl: Was wäre schon für heute, für unseren Alltag, das tägliche Leben, für das Jetzt und die absehbare Zukunft ins Auge zu fassen? Was ließe sich abschließend in aller Kürze im Sinne realisierungsfähiger Vorsätze formulieren?

In erster Linie ist weiterhin, wenngleich verstärkt und wünschenswert professioneller über Bildung, Kenntnis und Wissen ein gedankenvolles Bewusstsein der Menschen zu schulen und zu sensibilisieren. Gemeint ist ein Bewusstsein, das über die klare Einschätzung von Gefahren und Bedrohung, von Niedergang und Abgründen, Radikalismus und Menschenverachtung sich eben nicht nur auf Gesellschaftskonformität, Bravheit, Entpolitisierung, nicht nur auf ein derzeit überaus gängiges technokratisches Verständnis einer digitalen Medienwelt(!) gegenüber, sich auch nicht vorwiegend auf bloße soziale Anpassung kapriziert, sondern auch zukünftig reif ist für Einspruch, Widerspruch, Ablehnung und gewaltlosen Widerstand. All dies sei, so wäre anzuregen, nicht allein in eigens organisierten Gruppen zu realisieren – dort u.a. natürlich auch – , sondern insbesondere im „ganz normalen Leben“ im Zuge von Denkleistung, Argumentation, Auswahl, Entscheidung und Handlung, im Kontext von Kenntnis, Wissen und Bildung …

Die Menschen selbst sind weiterhin gefordert – darüber hinaus das Bildungswesen heute und zukünftig mehr denn je, und dies sollte keinesfalls als bloße Allerweltsfloskel missachtet werden!

Text verfasst am 06.02.2023

Folgende Internetquellen wurden in Anspruch genommen:

SDGs: https://de.wikipedia.org/wiki/Ziele_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung (letzter Abruf: 06.02.2023)

CBD, vgl hier: https://www.riffreporter.de/de/umwelt/biodiversitaet-natur-weltnaturgipfel-cop15-montreal-cbd-un-artensterben (letzter Abruf: 06.02.2023)

Laudato si‘: https://de.wikipedia.org/wiki/Laudato_si%E2%80%99 (letzter Abruf: 06.02.2023)

Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen: https://de.wikipedia.org/wiki/Rahmen%C3%BCbereinkommen_der_Vereinten_Nationen_%C3%BCber_Klima%C3%A4nderungen (letzter Abruf: 06.02.2023)

Übereinkommen von Paris: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbereinkommen_von_Paris (letzter Abruf: 06.02.2023)

 

Dr. Michael Pleister
Dr. Michael Pleister

Dr. Michael Pleister hat an der Universität Hamburg die Fächer Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft studiert, 1. und 2. Staatsexamen abgelegt, überdies mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit zur Großstadtdichtung, um es knapp zusammenzufassen, bei Professor Karl-Ludwig Schneider promoviert. Er war danach als Lehrer mit den Fächern Deutsch und Geschichte zunächst im allgemeinbildenden Schulwesen, dort am Gymnasium, dann viele Jahre an der Bundeswehrfachschule tätig. Später nahm er an einem Gymnasium für ein Jahr die Stelle eines kommissarischen Schulleiters wahr.

Zahlreiche Lehraufträge in den Fachdisziplinen Sprachwissenschaft, Deutschdidaktik, Deutsch als Fremdsprache und auch im Bereich Geschichte führten ihn an diverse Hochschulen in Deutschland, so an die Universitäten in Hamburg, Bremen, Braunschweig und Magdeburg. An der Universität Lüneburg war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fachdidaktik Deutsch tätig.

Mehrere hundert Besuche von Veranstaltungen im Bezugsfeld Theater, Oper und Konzert – detailliert chronologisch festgehalten auf seiner Homepage – bezeugen sein ausgeprägtes Interesse an Darbietungen im Bereich sog. Hochkultur, ein Interesse, das sich auch in seinen veröffentlichten Kommentaren und Verlautbarungen zu Theateraufführungen in Hamburg niedergeschlagen hat. Darüber hinaus hat Michael Pleister diverse Texte zu literaturgeschichtlichen, pädagogisch- didaktischen und bildungstheoretischen Themen publiziert. Auch im Ruhestand unterrichtet er zeitweilig im Bereich Deutsch als Fremdsprache. (vgl. auch www.michaelpleister.de)