Von Hartmut Graßl, 16. Juni 2024

Macht es wie die Natur!

Unser Planet mit extremer Vielfalt des Lebens ist zu diesem Wunderwerk nur geworden, weil auf ihm Wiederverwerten ein Grundprinzip ist, aus Abfall macht er Dünger. Für mich ist Klaus Töpfer der Politiker, der vor über 30 Jahren als Umweltminister erste wesentliche Schritte ging, um unsere Wegwerfgesellschaft in Richtung Recycling in Bewegung zu setzen, also sich so wie die Natur zu verhalten. Denn ohne das Wiederverwerten als einem Pfeiler des Wirtschaftens hat die Menschheit keine langfristige Perspektive. Im immer wieder fortgeschriebenen Kreislaufwirtschaftsgesetz wird das Vermächtnis von Klaus Töpfer weiterhin in Deutschland hochgehalten, aber mindestens so bedeutend war sein weltweites Wirken, z.B.  als der „Held von Rio“, dem wir auch die Annahme der Agenda 21 bei der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen im Juni 1992 zu verdanken haben. Sie spricht in ihren 40 Kapiteln alle wesentlichen Politikbereiche einer umweltverträglichen, nachhaltigen Entwicklung für das 21. Jahrhundert an.

Von 1998 bis 2006 hat Klaus Töpfer als Exekutivdirektor das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) geführt. Dabei hat er das 1972 von der ersten der Umwelt gewidmeten Konferenz der Vereinten Nationen beschlossene und Ende 1972 gegründete UNEP mit Sitz in Nairobi (Kenia) nicht nur zu einem weltweit viel stärker geachteten Programm hochgefahren, sondern viele der Ziele der Agenda 21 in vielen Ländern – oft gestützt auf Gruppen der Zivilgesellschaft – verankern können.

Erster Beschluss zur Treibhausgasminderung in Deutschland

Als der 11. Deutsche Bundestag 1987 zum ersten Mal große globale Umweltthemen, wie die  Klimaänderungen durch den Menschen, die Verdünnung der Ozonschicht in der Stratosphäre und den Schutz tropischer Regenwälder, in der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Atmosphäre“ aufgriff, war es Umweltminister Klaus Töpfer der die Berichte der Enquete-Kommission ernst nahm und das erste Minderungsziel  für Kohlendioxidemissionen in Deutschland in den Deutschen Bundestag einbrachte sowie es vom Parlament beschlossen bekam: Deutschland soll bis 2005 um 25% weniger ausstoßen als 1990. Die Enquete-Kommission hatte 30% gefordert und obwohl das Minderungsziel des Bundestags nur zum Teil erreicht wurde, war Deutschland durch Klaus Töpfer zum Vorreiter des Klimaschutzes der Industrieländer geworden. Durch die vom Minderungsziel angestoßenen innovativen Techniken zur Emissionsminderung hat nicht nur die deutsche Wirtschaft und Industrie sondern das ganze Land profitiert.

Auch die Debatte zu Flugverkehr und Klima hat Minister Töpfer sehr bewegt: 1991 nach einem Privatissimum durch mich am Flughafen von Washington D.C. (nach einer ziemlich erfolglosen Tagung zu globalen Klimaschutzmaßnahmen mit dem bremsenden US-Präsident Bush Senior) zu diesem auch von mir beforschten Thema wurde der Grundstein für eine über Jahrzehnte dauernde Befassung damit gelegt. Klaus Töpfer, Mojib Latif und ich sind seit Langem Schirmherrn der Firma atmosfair, die im internationalen Ranking aller Flugemissionen kompensierenden Organisationen die Spitzenposition einnimmt, weil sie die Emissionsminderungen mit Goldstandard in großen Projekten in Entwicklungsländern beispielhaft durchführt.

Klaus Töpfer wird uns allen als Pionier der Kreislaufwirtschaft und Kämpfer für nachhaltiges Wirtschaften in Erinnerung bleiben, aber auch als der VDW besonders gewogener Politiker.