11. Oktober 2023 | Rohstoffwende Metalle – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen

Metalle sind ein essenzieller Bestandteil der nachhaltigen Transformation. Sowohl E-Autos als auch Energiequellen wie Solar- und Windkraft benötigen enorme Mengen an Metallen. Über die nächsten Jahre wird in vielen Bereichen mit einer mehr als vierfachen Steigerung des Bedarfs gerechnet. Gleichzeitig ist es wichtig, Abhängigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung zu reduzieren. Dies wurde nicht zuletzt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Ausfuhrkontrolle seltener Metalle durch China besonders deutlich.

Rohstoffwende Metalle Vortrag Prof. graßl

Zu diesem hochaktuellen Thema fand am 11. Oktober 2023 die Konferenz „Rohstoffwende Metalle – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen“ statt. Die Veranstaltung wurde organisiert von der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO), der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e. V. (VDW) und der Evangelischen Akademie zu Berlin, welche außerdem ihren „Großen Saal“ als Veranstaltungsort zur Verfügung stellte.

Die Einführung in das Thema wurde übernommen von Prof. Dr. Hartmut Graßl (VDW) und Jörn Schwarz (ASPO). Sie skizzierten die Notwendigkeit einer Rohstoffwende Metalle anhand des fortschreitenden Anstieges des Metallbedarfs, sowie der Gefahr von Konflikten aufgrund von Knappheit und einer global gesehen ungleichen Verteilung von Metallen.

Daraufhin sprach Prof. Dr. Christa Liedtke über das Thema „Rezyklierbarkeit und Ressourcenschonung“. Sie erläuterte, dass ein großer Anteil der Metalle keinem Recyclingprozess unterzogen wird und bot einen realistischen Einblick in die möglichen Entwicklungen in diesem Sektor: Lediglich 11,8% der genutzten Metalle werden aktuell recycelt. Es wäre realisierbar, diesen Wert auf etwa 20% zu steigern, wobei 40% zwar möglich sind, jedoch unter den derzeitigen Voraussetzungen schwer erreichbar erscheinen. Einen Schwerpunkt sieht sie im Design technischer Geräte, welches eine Möglichkeit böte die Recyclingquoten zu erhöhen.

VDW Rohstoffwende Metalle Jörn Schwarz
VDW Foto Prof. Hartmut Graßl
VDW Foto Prof. Dr. Christa Liedtke

Im nächsten Block gab es drei Vorträge zum Themenfeld „Kritische Metalle – strategische Metalle. Sicherheits- und geopolitische Ausgangslage“. Zunächst erläuterte Dr. Melanie Müller den Aufbau von Lieferketten bei Metallen und die Rolle Chinas in diesem Kontext. China hat seine Rolle seit dem Jahr 2002 deutlich ausgebaut und ist heute, mit einem Anteil am Weltmarkt von knapp einem Viertel, nicht nur eines der größeren Abbauländer, sondern übernimmt die Weiterverarbeitung bzw. Raffination von fast 50% der Metalle. Aufgrund dieser Entwicklung sei es ratsam, die Lieferkette zu diversifizieren und verstärkt Partnerschaften anzustreben, bei denen auf Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Menschenrechten geachtet wird.

Prof. Dr. Jürgen Scheffran wies auf die sicherheitspolitische Relevanz von Rohstoffen hin, die sich nicht nur in den medial viel beachteten Kriegen zeigt, sondern auch in zahlreichen regionalen Konflikten um wertvolle Ressourcen weltweit. Besonders bei „strategischen Metallen“ falle auf, dass diese überwiegend aus China, Russland oder afrikanischen Länder bezogen werden. Daher besteht eine Notwendigkeit zum Ausbau von verschiedenen Kooperationen. Die sozial-ökologische Transformation ließe sich durch diesen Ausbau von Partnerschaften und Verbindungen im internationalen System für die langfristige Friedenssicherung nutzen.

Auch Dr. Henning Riecke betonte die Notwendigkeit, den sicherheitspolitischen Aspekt bei Metallen, insbesondere unter den Gesichtspunkten Energie und Klima, zu berücksichtigen. Hierbei sieht er die „strategische Vorausschau“ als geeignete Methode, um auf verschiedene mögliche Szenarien oder „Zukünfte“ vorbereitet zu sein. So könnten Strategien entwickelt werden, um die Sicherheit der Rohstoffversorgung, unter Berücksichtigung aller realistischen Möglichkeiten sowie potenziell disruptiver Einzelereignisse, bestmöglich zu gewährleisten.

VDW Foto Dr. Melanie Müller
Foto Prof. Dr. Jürgen Scheffran
VDW Dr. Henning Riecke und Dr. Maria Reinisch

Der erste Themenblock nach der Mittagspause behandelte die „Nachhaltige Sicherung der Rohstoffbasis.“ Dr. Britta Bookhagen erläuterte die Zusammensetzung der Herkunft der deutschen Metallnutzung. Während ein großer Teil der metallischen Rohstoffe importiert wird, ist der heimische Abbau und das Recycling weniger entwickelt. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass es möglich wäre diese Bereiche zu stärken, beispielsweise durch Investitionen in den Bergbau oder finanzielle Anreize für Recycling. Dennoch wäre auch ein Ausbau bei der eigenen Erzeugung und im Recycling nicht ausreichend, um den deutschen Bedarf vollständig zu decken. Importe würden mit Sicherheit weiterhin erforderlich sein.

Michael Reckordt wies darauf hin, dass die Mehrheit des Metallbedarfs aus der Autoindustrie resultiert. Diese Schlüsselrolle der Automobilbranche dürfte sich durch die Bauweise von E-Autos und auch durch das beständig steigende Gewicht von Autos sogar weiter verstärken. Darüber hinaus sprach Reckordt die Klimafolgen an, die durch den enormen Metallbedarf entstehen (über 10% der CO2-Emissionen global betrachtet) und rief zu einer Reduktion des Metallverbrauchs auf, da der gegenwärtige Verbrauch nicht mit den Klimaschutzzielen vereinbar sei.

Bezüglich der sicherheitspolitischen Implikationen von metallischen Rohstoffen wiesen Dr. Kira Vinke, Susanne Szech-Koundouros und Prof. Dr. Matthias Basedau auf die Relevanz des „EU Critical Raw Materials Act“ hin, mit dem die EU eine verstärkte eigene Produktion, vermehrtes Recycling und eine Diversifizierung bei der Zusammenarbeit anstrebt. Die Versorgung mit strategischen bzw. kritischen Rohstoffen muss hierbei durch kluge Vorausplanung und gezielte Partnerschaften gesichert werden. Der Ausbau der Kreislaufwirtschaft spielt hierbei ebenso eine wichtige Rolle, die weiterhin vorangetrieben werden muss.

Rohstoffwende Metalle Diskussion 1
Rohstoffwende Metalle Diskussion 2
VDW Foto Dr. Michael Hartmann

Zum Abschluss der Veranstaltung wies Dr. Martin Held auf die Endlichkeit der Metalle sowie den steigenden Aufwand beim Abbau hin. Die ökologische Wandlung der Industriegesellschaft ist unabdingbar mit dem Abbau von Metallen verbunden, insbesondere in den Bereichen Energie und Mobilität. Daher ist die Rohstoffwende Metalle nicht nur mit den aktuellen Transformationsprozessen verknüpft, sondern zählt zu den zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft.

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