Am 13. Juni fand wieder ein neuer Workshop in unserer Veranstaltungsreihe „Jung & Alt bewegt: Klima, Umwelt, Gesellschaft – Impulse aus der Wissenschaft“ statt. Auf spannende Inputs von Prof. Paula Bleckmann und Julia Kernbach von der Alanus Hochschule, folgte eine rege Diskussion mit den Teilnehmenden und Prof. Hartmut Graßl über digitale Bildung und wie diese inklusiver, nachhaltiger und kritischer gestaltet werden kann.

Der Workshop begann mit der Frage nach dem Zusammenhang von Inklusion und digitalen Medien. Dieser beruhte auf der Abschlussarbeit der Master-Studentin Lisa Kremer, in der sie den Einsatz digitaler Medien im inklusiven Schulkontext in Luxemburg untersuchte. Dabei arbeitete sie die Möglichkeiten und Probleme aus der Perspektive der inklusiven Grundschulpraxis heraus. Sie gelangte so zu einem differenzierteren Bild vom Einsatz digitaler Medien, mit dem eine Forschungslücke in der bisherigen Schulforschung geschlossen wurde. Ihrer Einschätzung nach hängt der Erfolg der Nutzung von zahlreichen Faktoren ab, wie der Art der Behinderung des Kindes, der konkreten Schulsituation, der pädagogischen Ziele und vielem mehr. Außerdem warnt sie vor Situationen, in denen zusätzliche Angebote für Kinder lediglich durch die Nutzung digitaler Medien geschaffen werden und Austausch sowie Gruppendynamik darunter leiden oder die Rahmenbedingungen für den sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Inklusionskontext nicht gegeben sind. Sie plädiert dafür, all diese Faktoren zu beachten und in die Entscheidung über die Nutzung von digitalen Medien im inklusiven Schulunterricht einfließen zu lassen.

Wie digitale Bildung nachhaltiger gestaltet werden kann, hat Paula Bleckmann als nächstes in einer spielerischen Art und Weise nähergebracht, in der die Teilnehmenden immer wieder zum Mitmachen und Mitdenken angeregt wurden. An unterschiedlichen Beispielen zeigte sie, wie man Kindern die Grundprinzipien informationsverarbeitender Systeme näherbringen kann, ganz ohne einen Computer zu verwenden. Die Vorteile einer solchen Analog-Didaktik sind laut der Professorin einleuchtend: Sie ist einerseits nachhaltig, weil weniger Ressourcen verwendet werden und andererseits, weil das Gelernte langfristiger im Gedächtnis bleibt.

In einem letzten Beitrag wurde von Julia Kernbach der Frage nach dem kritischen Umgang mit digitalen Medien auf den Grund gegangen. Julia Kernbach stellte hierfür die alternative Checkliste‘ von der Netzwerkinitiative ‚Unblack the Box‘ vor, mit der Pädagoginnen und Pädagogen ihre digitalen Unterrichtsmaterialen überprüfen können. Fragen, die anhand der alternativen Checkliste beantwortet werden sind z.B. „Wie transparent ist die Modellierung der Anwendung?“, „Wer steckt hinter dem Tool?“ und „Wo fließen die Daten hin?“. Eine solche Auseinandersetzung mit digitalen Medien kommt nicht nur den Lehrkräften zu Gute, sondern stärkt auch den sicheren Umgang der Schülerinnen und Schüler im Netz. Ein weiteres hilfreiches Tool der Netzwerkinitiative ist der ‚EdTechReflektor‘, der ebenfalls dabei unterstützt, die richtigen digitalen Anwendungen und Medien für den Unterricht zu finden und sicher zu gebrauchen.

Zwischen den Vorträgen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit sich in Kleingruppen in Breakout-Rooms über die vorgestellten Inhalte mit Paula Bleckmann, Julia Kernbach und Hartmut Graßl auszutauschen. Im Anschluss wurden die Diskussionen in der großen Runde noch einmal aufgegriffen. So ging es zum Beispiel darum, wie wichtig es ist, dass Kinder auch miteinander und voneinander lernen und dass es dafür häufig gar keine Computer oder digitale Medien braucht.

So ging nach rund zwei Stunden ein aufschlussreicher Workshop zu Ende, in dem nicht nur die Chancen und Probleme digitaler Medien in Lernsituationen diskutiert wurden, sondern auch die grundsätzliche Frage beleuchtet, wie weit Digitalität eigentlich in der Pädagogik gehen sollte. Dabei hat sie auch herausgestellt, dass noch viele Themen tiefgreifender besprochen werden müssen, um moderne Konzepte zu entwickeln, die alle Perspektiven auf digitale Bildung zusammenführen und sowohl auf den Einsatz der Medien im präsenz- als auch im digitalen Unterricht einbeziehen. Abschließend hat Paula Bleckmann die Frage, „Was wir den Kindern und Jugendlichen eigentlich vermitteln wollen?“ als grundlegend definiert. Was soll gelernt werden und wer bestimmt das?  Mit diesen kritischen Fragen im Hinterkopf wird es auch gelingen, inklusiver und nachhaltiger mit digitaler Bildung umzugehen.