14. November 2023 | Emder Vorträge mit Prof. Mojib Latif

Er nahm kein Blatt vor den Mund und stellte seine Thesen deutlich in den Raum: Der Mensch ist Hauptverursacher der Klimakrise, und ein Gegensteuern ist längst überfällig. Mit seinen wissenschaftlich fundierten Inhalten sowie seiner humorvollen und authentischen Art begeisterte Prof. Dr. Mojib Latif als Referent der diesjährigen Emder Vorträge die rund 200 Gäste am Dienstagabend im großen Hörsaal der Hochschule Emden/Leer am Campus Emden.

Emder Vortrag 2023 Gruppenfoto

v. l. n. r. Eric Mührel, Gerhard Kreutz, Mojib Latif, Mohammad Silo, Peter Hennicke

Die Emder Vorträge werden seit dem Jahr 2015 von der Hochschule in Kooperation mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und der Stadt Emden veranstaltet und bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich in Form von wissenschaftlichen Beiträgen über aktuelle gesellschaftliche Themen zu informieren. Unter dem Titel „Herausforderung Klimawandel – vom Wissen zum Handeln“ stellte Latif, der bundesweit als Meteorologe und Forscher am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel bekannt ist, einige Fakten in den Raum. Entgegen der teils stark verbreiteten Meinung einiger „Klimaleugner“ sei der von Menschen gemachte Klimawandel durchaus anhand von Statistiken eindeutig nachweisbar.

Latif erwähnte in diesem Zusammenhang Messungen, die beispielsweise den Stickstoffgehalt im arktischen Eis oder den stets parallel verlaufenden Anstieg des CO2-Gehalts und der Erdtemperatur.

Im Jahr 2023 sei ein Rekordjahr bezüglich der Erderwärmung erreicht, und Europa stehe diesbezüglich an der Spitze der Kontinente, so Latif. Hinzu komme der Anstieg der Meeresspiegel um 3,6 Millimeter pro Jahr. Doch warum fällt das Handeln trotz vorliegender Fakten offenbar so schwer? „Co2 ist ein Gas, es ist nicht sichtbar“, so der Forscher. Dies sei mit Sicherheit einer der Gründe, weshalb die unmittelbare Bedrohung durch den Klimawandel nicht von allen Seiten mit gleicher Priorität behandelt würde. Anders sei dies im umgekehrten Fall beispielsweise Ende der fünfziger Jahre gewesen, als sichtbare Smog-Wolken und ansteigende Krankheitsfälle zu Maßnahmen wie der Rauchgasentschwefelung von Kraftwerken führten und erstmals Immissionsschutzgesetz verabschiedet wurden.

Sichtbar seien die Auswirkungen des Klimawandels selbstredend dennoch. An vielen Stellen verursachten diese gewaltige wirtschaftliche wie auch humanitäre Schäden, so der Referent, der in diesem Zusammenhang Bilder zur Veranschaulichung von Flutkatastrophen zeigte. Die Grenze des im Pariser Abkommen angepeilte Ziels, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei lokal zum Teil bereits überschritten worden. Aber Latif machten den Gästen seines Vortrags auch Hoffnung.

„Unter zwei Grad können wir schaffen – aber wir müssen umgehend ins Handeln kommen“, so der Experte. Als positive Entwicklung speziell in Deutschland sah er in diesem Zusammenhang den Ausbau des grünen Energiesektors. Das Land habe im Hinblick auf die weltweit bestehenden Herausforderungen bezüglich des Klimawandels die erneuerbaren Energien „im Alleingang bezahlbar gemacht“, gab Latif zu bedenken. Nun seien es insbesondere der Wärme- sowie der Verkehrssektor, die „zulegen“ müssten.

Im Anschluss an den Vortrag kam Latif mit den Teilnehmenden des vorangegangenen Aktionstages der Hochschule und der VDW zum Thema „Zukunft für Ostfriesland – Herausforderungen verstehen – Chancen gestalten -Transformation wagen“ und Moderator Prof. Dr. Eric Mührel ins Gespräch.

Autorin: Katrin Hellwig, Pressereferentin, Hochschule Emden/Leer.