Klimapositiv, wie geht das?

Nach Aussage des IPCC ((Intergovernmental Panel on Climate Change, Weltklimarat) sind rund 90% des technisch möglichen Klimagasreduktions- und Aufnahmepotentials der Landwirtschaft an den Boden, seine Bearbeitungs- und Fruchterhaltungsmaßnahmen gekoppelt. Der Erhalt und Aufbau eines gesunden Bodens sind daher Garanten für ertragreiche, tatsächlich nachhaltige und klimafreundliche Landwirtschaft.

Es geht vor allem darum, stabile Agrarökosysteme zu schaffen, mit hoher Selbstregulationsfähigkeit und bestmöglichen Synergien, einschließlich des Arbeitens mit natürlichen Kreisläufen (Boden-Pflanze-Tier-Mensch), so dass ein großer Teil der eingesetzten Ressourcen wiederverwertet und der Rückgriff auf externe Ressourcen minimiert wird.

Im Mittelpunkt stehen die Pflanzen: Pflanzen bilden in der Assimilation Zucker unter Einbindung von Kohlenstoff. Mit dem Phloemstrom leitet die Pflanze diese Zucker in die unteren Regionen der Pflanze, bis hin zu den Wurzelspitzen und scheidet sie dort als Wurzelexsudate aus. Diese Wurzelexsudate ernähren das Mikrobiom des Bodens was dieses dazu veranlasst, Mineralien aus dem Gestein zu „cracken“ und diese über dem Xylemstrom in die Pflanze hinauf zu führen. Die Herabführung der Zucker in die Bodenmatrix kann nennenswerte Mengen Kohlenstoff in den Boden bringen, wenn dieser Prozess nicht durch (Über-)Düngung im Oberboden unterbunden wird, was die Pflanzen träge und zu „Sofapflanzen“ macht. Diese (neue) Entdeckung wird in Anlehnung an Christin Jones „Liquid Carbon Pathway genannt“ und kann, vor allem wenn noch mit Spurenelement-Düngung unterstützt nicht nur zum Aufbau von  Bodenfruchtbarkeit, sondern auch zur Bindung von klimaschädlichen Treibhausgasen substantiell beitragen.

Aber auch die Tiere erhalten fruchtbare Böden. Entwickelt in Jahrmillionen langer Co-Evolution mit Weidetieren unterliegt Grasland einer besonderen Wachstumsdynamik, sodass seine Böden mehr CO2 speichern als Waldböden.

Die heutigen Kornkammern – Schwarzerdeböden der Prärien, Pampas, der Mandschurei, der Ukraine, der deutschen Tieflandsbuchten – sie alle verdanken ihre große Fruchtbarkeit nachhaltiger Beweidung während einer langen Steppengenese. Grasland ist weltweit das erfolgreichste Biom, die größte Perma- und die größte Mischkultur und umso mehr während Kaltzeiten die dominierende Pflanzengesellschaft.

Denken und Handeln in fruchtbaren Landschaften erfordert für Bodenfruchtbarkeit, Klimaentlastung und biologische Vielfalt das Einbeziehen von Kuh&Co als globale Landschaftsgärtner.

Die Landwirtschaft ist ein Beispiel dafür, dass alle für eine tatsächlich nachhaltige und klimafreundliche Landwirtschaft erforderlichen Produktionsmethoden und -technologien bereits bekannt und vorhanden sind: Kleinteiligere, sehr diversifizierte und Land- und Viehwirtschaft integrierende Produktionsformen sind die Zukunft.

Die Referierenden

Nikolai Fuchs (Dipl.Ing.agr.)
Vorstand der GLS Treuhand, Vorsitzender des Aufsichtsrats der BioBoden Genossenschaft, Unternehmensratsvorsitzender des Handelskontor Willmann und Vorstand in der GLS Bank Stiftung, eh. Geschäftsführer von Demeter NRW e.V und des Forschungsrings in der Demeter Bundesgeschäftsstelle, langjährige Leitung der Sektion für Landwirtschaft an der freien Hochschule für Geisteswissenschaften am Goetheanum in der Schweiz und des Brüsseler Büros von Demeter International e.V., ehem. Präsident der Nexus Foundation, Genf
Foto ©Stephan Münnich

Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald
Vorstand der Schweisfurth Stiftung, Honorarprofessor für Umweltethik an der Humboldt-Universität Berlin, Mitglied einiger Fachorganisationen wie z. B. der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, der Deutschen Gesellschaft für Philosophie, der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus (GEWISOLA) e. V., der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e. V. und der Global Ecological Integrity Group (GEIG). Ausgezeichnet u.a. als Botschafter der Nachhaltigkeit 2012 von der Allianz für Nachhaltigkeit und mit der Bayerischen Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt 2018

Dr. Anita Idel
Tierärztin und Wirtschaftsmediatorin, Leadautorin des UN-Weltagrarberichtes (IAASTD), Mitbegründerin der AG Kritische Tiermedizin (1982), des Gen-ethischen Netzwerks (1986), der Gesellschaft für Ökologische Tierhaltung (1991), des Conseil Mondial des Eleveurs (1997) und Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW). Lehrtätigkeit an den Unis in Witzenhausen (1986-2015) und Lüneburg (2011-2017) und an der FH Münster (seit 2012). Wissenschaftlicher Schwerpunkt (seit 2000): die Symbiose zwischen Weidetieren und Grasland; Schwerpunkt der Mediationen und Moderationen (seit 2004): die Spannungsfelder zwischen Landwirtschaft und Natur-/Tierschutz; ausgezeichnet mit dem Schweisfurth-Forschungspreis 1993 und dem SALUS-Medienpreis 2013 Foto ©Anita Idel

Die Vision:
„Denken und Handeln für fruchtbare Landschaften mit Kuh & Co. Lebendige Böden sind die Grundlage klimapositiver, agrarökologisch vielfältiger und enkeltauglicher Landwirtschaft.“

Workshop Landwirtschaft (klein) des VDW Symposiums Wir sind dran 2019
Eine Veranstaltung der
VDW Logo
In Zusammenarbeit mit
Logo Deutsche Gesellschaft Club of Rome
WI Logo

Mit freundlicher Unterstützung von

Logo für die Foerderung durch die DBU
AXICA Logo
DZ Bank Logo
Logo Stiftung Mercator
Logo Schweisfurth Stiftung
KU Eichstätt Ingolstadt Logo
HAW Logo
HS Koblenz logo
FES LOGO
logo Forum Humanum_Udo Keller Stiftung
gls-treuhand Logo

Dr. Michael Otto

Alfred Ritter