Zeit des Wandels „Aufstand des Gewissens“
von Uli Mayer-Johanssen

Das Narrativ vom grenzenlosen Wachstum auf einem begrenzten Planeten hat uns taub und blind gemacht für die Gefahren, die dieser Glaube mit sich bringt. Er verhindert, dass wir unsere Kompetenzen und Fähigkeiten nutzen, um die Probleme, vor denen wir stehen, gemeinsam zu lösen. Etablierte Sichtweisen und Glaubensgrundsätze wiegen uns in trügerischer Sicherheit. Odysseus konnte sich vor den betörenden Sirenengesängen die ihn mit süßen Klängen verführen wollten um ihn am Ende in den Abgrund zu reißen, nur schützen, indem er sich an den Mast des Schiffes fesseln ließ.

Wie stark Narrative, Mythen und irritierende wie beschwichtigende Botschaften unsere Vorstellung und unsere Wahrnehmung von der Welt prägen, wird erst dann deutlich, wenn wir es wagen, sie zu hinterfragen. Wagen wir es nicht, uns unseres „eigenen Verstandes zu bedienen“ und die Augen zu öffnen um zu begreifen, was die Konsequenzen unseres Handelns sind, werden wir weder die Probleme erkennen, noch Lösungen entwickeln. Widersprüchliche Aussagen sowie eine schier überbordende Komplexität haben einen undurchdringlichen Wust an Argumenten und Positionen ergeben, der einem gordischen Knoten gleicht. Eine erdrückende Ausweglosigkeit suggeriert den Menschen Handlungsunfähigkeit und damit Schicksalsergebenheit in das was ist.

Aber es gibt Auswege. Sie werden nur allzu oft interessengebunden hintertrieben. Denn wir haben es in der Hand! Wir entscheiden jeden Tag wie wir leben wollen. Wir sind nicht Opfer einer fremden Macht. Wir entscheiden mit unserem Denken über unsere Zukunft wie sie werden soll. Fridays for Future, Scientists for Future, Together for Future, … die Anschlussfähigkeit in Gesellschaft und Unternehmen, sich mit den drängenden Themen ernsthaft zu befassen, steigt.

Wir sind dran
Aber was bedeutet das? Was können wir tun, um das Kippen der ökologischen Systeme, die uns irreversibel mit grundlegenden Veränderung unserer Lebensgrundlagen konfron-tieren werden zu verhindern?

Vom Wissen zum Handeln
Wir brauchen eine attraktive, positive Vorstellung die uns in die Zukunft trägt. Erst wenn ein inneres Vorstellungsbild von dem was sein soll existiert, können wir es auch gestalten, kann es entstehen. Es geht um Ideen, die mehr sind als bloße Reaktionen auf betriebs-wirtschaftliche Dynamiken. Immer wieder haben Visions- und Transformationsprozesse gezeigt, dass die Begrenzungen da enden, wo ein gemeinsames Wollen entsteht. Was wir ganz offensichtlich überwinden müssen, ist die Vorstellung davon, dass wir den Problemen alleine mit Wissen und Ratio begegnen können. Wir selbst sind dabei Begrenzung und Lösung zugleich.

Was uns hindert
Interessengebundenes Lobbying, Macht, Gier, Egoismus und fehlende Sozialkompetenz sind nicht erst seit gestern bekannte Blockaden in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Leugner des Klimawandels wie Trump bilden eine unheilvolle Allianz mit den Profiteuren bestehender Systeme. Die Politik konzentriert sich auf das Lösen von Problemen die kurzfristig und nachvollziehbar auf ihr Erfolgskonto einzahlen. Das Lösen systemischer Probleme bleibt anderen überlassen. Fehlende Kommunikationskompetenz und das Festhalten an alten Überzeugung nehmen uns darüber hinaus die emotionale Kraft, ohne die alles Wissen und alle Genialität wirkungslos bleibt und an der Realität wie Gischt am Felsen zerschellt.

Was es braucht
Je komplexer die Themen und Probleme vor denen wir stehen sind, desto mehr braucht es die Fähigkeit Synergien herzustellen, den Anderen in seiner Andersartigkeit und seinem Kompetenzfeld akzeptieren und all dem fremden, ungewohnten Raum geben. Unsere Diskussionen gleichen einem Kampf im Zerschlagen des Arguments des Anderen. All das wissen wir, all das haben Wissenschaftler vieler Disziplinen erforscht, belegt, publiziert und gelehrt und dennoch haben uns 50 Jahre Warnen und viele Erkenntnisse mehr nicht davor bewahrt, all die Fehler zu begehen, die uns heute Schlaf und Hoffnung rauben. Die Abenteuer des Geistes haben sich – allen Anschein nach – allein einer technologischen Fortschrittsagenda „Digitalisierung“ verschrieben und den Menschen und seine Bedürf-nisse zu Mittel und Ware reduziert. Die Welt wurde zu einem Markt, geopfert wurden Kulturen und Lebenswelten, die einer anderen Gesetzmäßigkeit folgten.

Wie all das Wissen zum Wirken kommt, einige Ansatzpunkte:
• Synergetische Kooperationen zum Lösen der Probleme nutzen undKompetenz- und Silogrenzen überwinden.
• Kommunikative Dimension von Beginn an mitdenken und an Relevanz, Nutzen und Glaubwürdigkeit ausrichten.
• Themen und Lösungen vom Ende her denken.
• Konsequenzen und Potenziale herausarbeiten und sichtbar machen.
• Die Ganzheit der einzelnen Wirkungszusammenhänge im Blick behalten und zu Innovationsmöglichkeiten nutzen.
• Change- und Transformationsprozesse für Institutionen, Organisationen undUnternehmen in Entwicklungs- und Veränderungsprozesse als feste Größe etab-lieren.
• Vision an Selbstverständnis, Werten und Fähigkeiten ausrichten und damit das Sinnliche, emotionale Potenzial zum Wirken bringen.
• Polarität für Entwicklungs- und Innovationspotenzial nutzen.
• Kulturräume nicht zu Märkten degradieren und Marketing als Ersatz für Neuent-wicklungen einsetzen.
• Bewusstseinsprozesse bilden die Voraussetzung für die Bereitschaft zum Wandel
• Werteorientierte Führungskultur etablieren.
• Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft im Hinblick auf Mensch,Natur und Umwelt.
• Verständnis- und Sprachlosigkeit der einzelnen Disziplinen überwinden.
• Wohlstand zum Umsteuern nutzen.
• Investitionen in eine „lebensdienliche“ Ökonomie, die Finanz- und Kapitalflüsse danach ausrichtet.
• Sinn- und Sinnhaftigkeit, Begeisterung und Attraktivität als Grundlage begreifen, um Fähigkeiten und Potenziale neu zu erschließen. Denn…

Wo das Herz nicht hinreicht, können die Hände nichts ausrichten.
Hans-Peter Dürr hat die „Göttinger Erklärung“ die 1957 von 18 international renommierten führenden Atomphysikern unterschrieben wurde als „Aufstand des Gewissens“ bezeichnet. Ein mutiger Schritt, den es heute mehr denn je braucht. Wir alle müssen es wagen neue, ungewohnte Wege einzuschlagen und nicht zu verzagen in einer verzagten Zeit. Temperaturrekorde in Pakistan, Auftauen der Permafrostböden, Schmelzen der Gletscher und des Arktiseises – alles „Fake-News“. „Den Teufel spürt das Völkchen nie, Und wenn er sie bei´m Kragen hätte!“ Goethe

Die Referierenden

Prof. Dr. Christian Berg
Lehrt zu den Themen Nachhaltigkeit und Globaler Wandel sowie Corporate Sustainability an der Technischen Universität Clausthal, der MBA-School der Universität des Saarlandes sowie an der Universität Kiel. Zuvor hat er viele Jahre das Thema Nachhaltigkeit bei SAP vorangetrieben, zuletzt als Chief Sustainability Architect. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft Club of Rome
Foto ©Jens Schulze

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Uli Mayer-Johanssen
Designerin und Markenexpertin, Geschäftsführerin der Uli Mayer-Johanssen GmbH in Berlin seit 2015, Gründerin von MetaDesign, Vorstand und Chairwomen of the Executive Board der international renommierte Markenagentur MetaDesign AG bis Ende 2014, Mitglied des Aufsichtsrats der IVU Traffic Technologies AG und des Universitätsklinikums Düsseldorf, Expertin in der auf Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit ausgerichteten Unternehmensentwicklung in den drei Bereichen Strategie, Kommunikation und Design, 2015 Ernennung zur Ehrensenatorin der Fachhochschule Schwäbisch Gmünd, Mitglied im Vorstand des Mart Stam Freundeskreises, Mitglied der Deutsche Gesellschaft des Club of Rome

Martin StuchteyProf. Dr. Martin Stuchtey
Prof. Dr. Martin R. Stuchtey ist Professor an der Universität Innsbruck, Gründer des Unternehmens SYSTEMIQ und Ratgeber für nachhaltiges Ressourcenmanagement. In den letzten 10 Jahren hat er globale Initiativen geleitet, um systemische Veränderungsprozesse im Übergang zu neuen regenerativen, zirkularen Geschäftsansätzen zu realisieren. Prof. Stuchtey greift dabei auf seine in zwanzig jähriger Praxis bei der Unternehmensberatung McKinsey und als strategischer Berater des World Economic Forum erworbenen Erfahrungen bei der Initiierung, Unterstützung und Finanzierung von Veränderungsprozessen zurück: in der globalen Wasserwirtschaft, in der Kreislaufwirtschaft, bei der nachhaltigen Landnutzung oder im Aufbau von Ressourcen- oder Verschmutzungsmärkten.

Die Vision:
„Regenerationsfähigkeit der Erde stärken, statt sie zu zerstören. Lebensdienliche Globalisierung mit Handlungsprinzipien für eine verantwortliche Lebensführung“

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Dr. Michael Otto

Alfred Ritter