19. August 2023 | Whistleblower – Helden oder Verräter?
Am 19. August 2023 haben die IALANA und die VDW gemeinsam in die Villa Ichon in Bremen eingeladen, um die neue Publikation „20 Jahre Whistleblower-Preis. Was wurde aus den Preisträger:innen und ihren Enthüllungen?“ vorzustellen.
Im prall gefüllten Goldenen Saal wurden die Gäste von Mit-Herausgeber Gerhard Baisch begrüßt, der außerdem ein Grußwort des ersten Whistleblower-Preisträgers Alexander Nikitin verlas. Neben den Gästen vor Ort waren auch zahlreiche Interessierte und Preisträger:innen online zugeschaltet und verfolgten den Abend über Zoom.

v. l. n. r. Gerhard Baisch, Petra Mörbitz (Ehefrau des 2019 verstorbenen Dieter Deiseroth), Bernd Hahnfeld, Wolfgang Däubler, Hartmut Graßl
Im Anschluss an die Begrüßung stellte Bernd Hahnfeld, ebenfalls Herausgeber der Publikation, die Geschichte des Whistleblower-Preis vor und sprach über den Initiator Dr. Dieter Deiseroth, dem das Buch gewidmet ist. Dieter Deiseroth war 2019 verstorben, woraufhin sich die Jury-Mitglieder und Beteiligten dazu entschieden, die Verleihung des Whistleblower-Preises nach 20 Jahren einzustellen und ein abschließendes Buch darüber zu schreiben.
Es folgte ein spannender und kurzweiliger Vortrag von Prof. Wolfgang Däubler, der anhand zahlreicher Beispiele aus Gegenwart und Vergangenheit in die Thematik des Whistleblowings einführte.

Bernd Hahnfeld, Herausgeber
Darüber hinaus ging der Rechtswissenschaftler auf das kürzlich in Kraft getretene Hinweisgeberschutzgesetzt ein und erörterte die Frage, wen das Gesetz genau schützen solle – die Whistleblower:innen oder die Institutionen? Besonders wurde bemängelt, dass das Gesetz Anzeigen unter anderen in den Bereichen Sicherheit, kritische Infrastruktur und Arbeitsschutz einschränkt.

Prof. Wolfgang Däubler

Prof. Hartmut Graßl, Herausgeber
Als letzter Programmpunkt kamen alle vier Herausgeber:innen mit Wolfgang Däubler in einem Panel zusammen. Neben Gerhard Baisch und Bernd Hahnfeld stellten sich auch Prof. Hartmut Graßl und Dr. Angelika Hilbeck den Fragen des Publikums, wobei Angelika Hilbeck aus Zürich online zugeschalten war. Viele Fragen und Kommentare der Gäste bezogen sich auf das neue Hinweisgeberschutzgesetz und die Enttäuschung, dass es Whistleblower:innen nicht so schützen würde, wie es sich die Anwesenden erhofft hatten.

Dr. Angelika Hilbeck, Herausgeberin

Gerhard Baisch, Herausgeber
Außerdem wurde darüber diskutiert, an wen man sich heute wenden kann, wenn man einen Missstand in einer Institution oder einem Unternehmen veröffentlichen möchte. Wolfgang Däublers Vorschlag, solche Entdeckungen an Journalist:innen heranzutragen, wurde von Angelika Hilbeck mit dem Hinweis entgegnet, dass auch viele Medienvertreter:innen Whistleblowing eher kritisch gegenüberstehen und man sich deshalb genau überlegen müsse, wem man sich in einer solchen Situation anvertraut.
Auch der Fall von Julian Assange kam zur Sprache. Sowohl die Herausgeber:innen als auch Stimmen aus dem Publikum bekundeten öffentlich ihre Solidarität und schlossen sich der Forderung an, den Journalisten nicht in die USA auszuliefern.
Nach dem Panel waren alle Teilnehmenden eingeladen, den Abend bei Wein und Brezeln in geselliger Runde ausklingen zu lassen.