Ein starkes Menschenrecht auf Bildung

Bildung ist mehr als „Employability“. Sie hat das Ziel, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende zu selbstdenkenden und selbstreflektierenden Menschen zu machen – was nie so wichtig war wie heute. Hochschulen arbeiten daran, neue Reflexionsräume in ihre Studiengänge zu integrieren. Gemeinsam mit der VDW finden an vier Hochschulen Aktionstage statt, um gemeinsam mit Studierenden über eine „Aufklärung 2.0“ zu diskutieren.

Den Einstieg in diesem Workshop bestritten Studierende (B.A. Soziale Arbeit) der Hochschule Koblenz unter anderem mit einer Lesung aus Michael Endes Buch „Momo“. Zentrale Botschaft dieser Horizont- und Diskurserweiterung: Allen Menschen muss kostenfreie und ganzheitliche Bildung zugänglich gemacht werden. Das sei heute aber nicht garantiert, denn wegen des hohen Zeitdrucks bleibe kaum Raum für die Entwicklung der Persönlichkeit. Doch gerade in einer Zeit des beschleunigten und fundamentalen sozialen Wandels stelle sich die Frage: Wie kann man junge Menschen auf eine Zukunft vorbereiten, die wir uns im Moment nicht einmal annähernd vorstellen können?

Während der anschließenden Diskussion wurde klar, dass die Hochschulen das Problem erkannt haben und an neuen Strategien arbeiten. Manche von ihnen gestalten ihre Lehrpläne bereits so um, dass neue Reflexionsräume entstehen – ohne die Kompetenzentwicklung dabei zu vernachlässigen. Aus Sicht der Teilnehmer bieten sich vor allem Bezugsdisziplinen wie Philosophie, Humanwissenschaft und Ethnografie an, um die Selbstreflexion auch in anderen Wissenschaftsfeldern zu stärken. Allerdings sei Bildung nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht: Gerade Schüler und Schülerinnen an allgemeinbildenden Schulen ließen oft die nötige Wertschätzung vermissen. Allgemeinbildung und Horizonterweiterung sollten daher insbesondere an Hochschulen stattfinden.

Gefordert wurde auch ein Blick über die eigene Kultur hinaus: Der Austausch und das gegenseitige Lernen von verschiedenen Nationen bzw. Gesellschaften sei zentral, da es den oftmals rein rationalistisch-naturwissenschaftlich geprägten westlichen Bildungsfokus um weitere Wissens- und Weisheitsquellen bereichern könne. Einen Erfahrungsbericht aus einem anderen Kulturkreis steuerte das Projekt „LiScha Himalaya“ bei: In Nepal herrscht hohe Armut, und 80 Prozent der Menschen sind Analphabeten. Einerseits besteht dort der Wunsch nach Teilhabe an der Moderne, andererseits gehen dadurch auch Werte und Traditionen verloren – auch weil keine Schriftkultur deren Erhalt sichert. Das Projekt will über Bildung die Wertschätzung der eigenen Kultur verbessern und zeigt damit auch, dass das Menschenrecht auf Bildung mehr umfasst als die rein utilitaristisch motivierte Wissensvermittlung.

Fazit des Workshops: Das heutige Bildungssystem ist zu einseitig fixiert auf „Employability“. Sein Ziel ist es vor allem, der Wirtschaft passgenaue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu liefern. Für eine ganzheitliche Bildung der Persönlichkeit ist unter dem herrschenden Zeitdruck derzeit kein Platz. Dabei sind Menschen mit einer reflexiven und kritischen Haltung heute wichtiger denn je – denn nur auf Basis eines soliden Fundaments aus Wissen und Persönlichkeit können sie die derzeit ablaufenden weltweiten Transformationsprozesse hin zu einer nachhaltigen Lebensweise aktiv begleiten und gestalten. Zudem spielt auch die Frage nach dem Menschenrecht auf Bildung hinein: Ist der Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in seiner heutigen Form überhaupt noch ausreichend? Er garantiert jedem Menschen ein Recht auf Bildung, betont aber auch die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und die Stärkung der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten.

Um einen weiter gefassten Bildungsbegriff geht es bei einem Aktionstag, der in Kooperation mit der VDW zusammen mit WI und DGCOR an der Hochschule Koblenz, der Hochschule Emden/Leer, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften  Hamburg und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt stattfinden wird und sich der „Aufklärung 2.0“ widmet. Durch Begegnungen mit der Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollen die Studierenden unterstützt und zur Entwicklung eigener nachhaltiger Lösungsansätze angeregt werden.

Die Referierenden

Prof. Dr. Ulrich Bartosch
Professor für Pädagogik an der Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Schwerpunktvertreter „Interkulturelle / Internationale Sozialarbeit“ an der genannten Universität und Senator und Dekan von 2001 bis 2007. Studium der Pädagogik und Politische Wissenschaft in Regensburg. Promotion zum Dr. phil. bei Prof. Dr. Iring Fetscher (Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Prof. Dr. Herfried Münkler (Humboldt-Universität Berlin) mit einer ideengeschichtlichen Arbeit zur Theorie des Friedens von Carl Friedrich von Weizsäcker. Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler von 2009 bis 2015

Zeynel Korkmaz
2014 gründete er die Zeitschrift PoliTeknik und leitet diese seitdem. Er iniziierte das internationale Projekt „Erweiterung des Menschenrechts auf Bildung“ gemeinsam mit Partnern in 2017.

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Prof. Dr. Eric Mührel
Professor für professionsspezifische und ethische Grundlagen Sozialer Berufe an der Hochschule Koblenz, Mitherausgeber der Zeitschrift für Sozialpädagogik (ZfSp) und der Reihe Soziale Arbeit in Theorie und Wissenschaft, mehrjährige Erfahrung in Hochschulorganisation und -leitung, Sachverständiger und Gutachter in verschiedenen wissenschaftspolitischen Gremien, Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW),Vertrauensdozent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Die Vision:
„omnes omnia omnino excoli – Alle alles in Rücksicht auf das Ganze zu lehren!“

Workshop Erweiterung des Menschenrechts auf Bildung VDW Symposium Wir sind dran 2019
Eine Veranstaltung der
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Alfred Ritter