Interdisziplinäres Symposium zu Gene Drives und ihren wissenschaftlichen, ethischen, sozio-ökonomischen und regulatorischen Aspekten

Freitag, 24. Mai 2019, 9.15 – 18.15 Uhr
Eventforum Bern, Fabrikstraße 12, 3012 Bern, Schweiz

Gene Drive Symposium Bild

Gene Drives haben das Potenzial, die klassischen Vererbungsregeln zu umgehen und damit Populationen und Arten schnell und grundlegend zu verändern oder ganz zu eliminieren. Diese Idee ist an sich nicht neu, doch erst seit der Entwicklung neuer gentechnischer Verfahren, insbesondere der „Gen-Schere“ CRISPR/Cas9, technisch umsetzbar.
Man erhofft sich damit, Infektionskrankheiten wie Malaria, Denguefieber oder Zika bekämpfen und die Bedrohung durch landwirtschaftliche Schädlinge oder invasive Arten eindämmen zu können. Ein Unterschied zur konventionellen Gentechnik besteht darin, dass man Gene Drive Organismen (GDOs) in Populationen der freien Wildbahn einkreuzen möchte, um diese dauerhaft zu verändern.
Viele Wissenschaftler*innen und Forschungsgruppen warnen jedoch vor den weitreichenden Folgen der Nutzung von Gene Drives und fordern, dass der Freigabe eine Diskussion über ökologische, soziale, ethische und rechtliche Fragen vorausgeht.

Eine Arbeitsgruppe internationaler Wissenschaftler*innen, Philosoph*innen und Rechtsexpert*innen hat sich intensiv mit diesen Fragen beschäftigt:

  • Sind die gesetzten Ziele erreichbar?
  • Welche ökologischen Auswirkungen hätte es, wenn Populationen oder Arten mittels Gene Drives eliminiert werden würden?
  • Gibt es „entbehrliche Arten“?
  • Wer hat die Entscheidungskompetenz in all diesen Fragen?
  • Welche Konsequenzen hätten solche Versuche, falls sie misslingen sollten?
  • Wie kann Missbrauch verhindert werden?
  • Gibt es angemessene Regulierungsvorschriften?

Die Forschungsergebnisse werden auf dem Symposium präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Zur Anmeldung und weiteren Informationen gelangen Sie hier.

Veranstaltungsflyer

Gene Drive Veranstaltungsflyer

08.30 Uhr:  Ankunft, Registrierung, Kaffee etc.

09.15 Uhr:  Begrüssung

Teil I

09.00-10.00 Uhr:  Präsentation: Wissenschaftliche & technologische GrundlagenRicarda Steinbrecher, Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW)

10.00-10.30 Uhr:  Präsentation: AnwendungenDoug Gurian-Sherman, Agrarökologischer Fachberater, Strategic Expansion and Trainings, LLC; Honorary Research Fellow, Coventry University

10.30-11.00 Uhr:  Diskussionsrunde zu Teil 1

11.00-11.30 Uhr:  Pause

11.30-12.30 Uhr:  Podiumsdiskussion mit Naturwissenschaftlern

  • Ignacio Chapela, University of California, Berkeley
  • Kevin Esvelt, Mit Media Lab
  • Moderation: Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident Club of Rome

12.30-13.00 Uhr:  Diskussion

13.00-14.00 Uhr:  Mittagessen

Teil II

14.00-14.30 Uhr:  Präsentation: Soziale GesichtspunkteHelen Wallace, GeneWatch UK

14.30-15.00 Uhr:  Präsentation: Ethische ErwägungenChristopher J. Preston, University of Montana

15.00-15.30 Uhr:  Präsentation: Regulatorische Aspekte Lim Li Ching, Third World Network

15.30-16.00 Uhr:  Diskussionsrunde zu Teil II

16.00-16.30 Uhr:  Pause

16.30-17.30 Uhr:  Podiumsdiskussion zur Vertiefung ethischer Fragen

  • Thomas Potthast, Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW), Universität Tübingen
  • Christopher J. Preston, University of Montana
  • Klaus Peter Rippe, Eidgenössische Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH)
  • Fern Wickson, GenØk Centre for Biosafety
  • Moderation: Kristin Hagen, Agricultural Ethics

17.30-18.00 Uhr:  Diskussion

18.00-18.15 Uhr:  Abschluss

18.15 Uhr              Apéro riche

Lim Li ChingLim Li Ching
Lim Li Ching ist Senior Researcher des Third World Network (TWN), einer international tätigen Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Malaysia, wo sie die Programme Biosafety and Sustainable Agriculture koordiniert. Zudem ist sie Mitglied der Ad Hoc Technical Expert Group on Socioeconomic Considerations, , die im Rahmen des Cartagena-Protokolls über die biologische Sicherheit ins Leben gerufen wurde. Weiter ist sie Mitglied der Ad Hoc Technical Expert Group on Synthetic Biology, und des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food)

Doug Gurian-ShermanDoug Gurian-Sherman
Dr. Gurian-Sherman ist agroökologischer Fachberater bei Strategic Expansion and Training, LLC, in Minneapolis, Minnesota. Er ist außerdem Ehrenmitglied des Centre for Agroecology, Water and Resilience an der Universität Coventry. In seiner Arbeit betont er die Bedeutung von agroökologischen Anbausystemen für die Bewältigung der Herausforderungen im Anbau von Lebensmitteln. Dabei analysiert und vergleicht er die Funktionen und Beziehungen zwischen agroökologischen Ansätzen in der Landwirtschaft im Gegensatz zu industriellen Systemen und Technologien.

Christopher PrestonChristopher J. Preston
Christopher J. Preston ist Professor am Institut der Philosophie sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter des Programms für Ethik und öffentliche Angelegenheiten des Mansfield Center an der Universität von Montana. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen befassen sich mit Umweltphilosophie, Klima-Ethik, Ethik neuer Technologien, Rewilding sowie Feministischer Philosophie. Er ist Stipendiat der Templeton-Stiftung sowie Inhaber eines SAMKUL-Stipendiums der Forschungsgemeinschaft Norwegens im Bereich gentechnische Verfahren.

Ricarda Steinbrecher

Ricarda Steinbrecher
Dr. Ricarda Steinbrecher arbeitet als Biologin und Molekulargenetikerin in Oxford. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Aspekten der biologischen Sicherheit von genetisch veränderten Organismen sowie deren möglichen Auswirkungen. Dr. Steinbrecher ist Co-Direktorin von EcoNexus. Zudem ist sie Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und Gründungsmitglied sowie Vorstandsmitglied des Europäischen Netzwerks von Wissenschaftlern für soziale und ökologische Verantwortung (ENSSER).

Helen WallaceHelen Wallace
Dr. Helen Wallace ist Geschäftsführerin von GeneWatch UK. Ihre zahlreichen Veröffentlichungen befassen sich mit sozialen, umweltrelevanten und menschenrechtlichen Fragestellungen, die Verwendung von Gentechnikverfahren betreffen. Seit 2010 beschäftigt sich ihre Forschung auch mit Fragestellungen bezüglich der Freisetzung gentechnisch veränderter Insekten in der Umwelt. Bevor sie im Jahr 2001 zu GeneWatch UK kam, arbeitete sie bereits als Umweltforscherin im Hochschulbereich und in der Industrie sowie als leitende Wissenschaftlerin bei Greenpeace UK.

Ignacio ChapelaIgnacio Chapela
Ignacio Chapela ist ausserordentlicher Professor für mikrobielle Ökologie an der Universität von Kalifornien, Berkeley. Er gab kritische Einblicke in Fragen der Governance und Souveränität über genetische Ressourcen, die Dynamik der genetischen Kontamination und die Ökologie des Genflusses in domestizierte und Populationen der freien Wildbahn. Seine derzeitige Arbeit konzentriert sich auf die feldbasierte Erkennung, Überwachung und Kartierung mikrobiellen Materials, einschliesslich desjenigen, das aus der Gentechnik stammt.

Kevin Esvelt
Dr. Kevin M. Esvelt ist ausserordentlicher Professor für Medienwissenschaften am MIT Media-Lab in Cambridge (Massachusetts, USA), wo er derzeit die Sculpting Evolution Group leitet, die im Bereich evolutionäres und ökologisches Engineering forscht. Im Jahre 2013 beschrieb Dr. Esvelt als Erster, wie die CRISPR-Cas-Technologie für den Einsatz von Gene Drive verwendet werden kann, um Tierbestände in der freien Wildbahn zu verändern. Er tritt als Befürworter der freien Weitergabe von Forschungsplänen auf, um Entdeckungen zu beschleunigen, die Sicherheit zu erhöhen und die wahrscheinlichen Folgen von CRISPR-basierten Gene Drives vor der Anwendung offen zu diskutieren.

Christopher PrestonChristopher J. Preston
Christopher J. Preston ist Professor am Institut der Philosophie sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter des Programms für Ethik und öffentliche Angelegenheiten des Mansfield Center an der Universität von Montana. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen befassen sich mit Umweltphilosophie, Klima-Ethik, Ethik neuer Technologien, Rewilding sowie Feministischer Philosophie. Er ist Stipendiat der Templeton-Stiftung sowie Inhaber eines SAMKUL-Stipendiums der Forschungsgemeinschaft Norwegens im Bereich gentechnische Verfahren.

PotthastThomas Potthast
Thomas Potthast ist Professor für Ethik, Philosophie und Geschichte der Biowissenschaften sowie Co-Direktor des Internationalen Zentrums für Ethik in den Natur- und Geisteswissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen. In Forschung und Lehre befasst er sich mit ethischen und epistemologischen Dimensionen in der Wissenschaft. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit konzeptionellen und praktischen Fragestellungen bezüglich inter- und transdisziplinärer Forschung an der Schnittstelle von Wissenschaft/Gesellschaft, mit einem besonderen Schwerpunkt in Biowissenschaften und nachhaltiger Entwicklung.

Klaus Peter RippeKlaus Peter Rippe
Dr. Klaus Peter Rippe ist Professor für Praktische Philosophie an der PH Karlsruhe. Seit 2011 ist er ordentliches Mitglied der „Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste“ in Salzburg. Er ist Präsident der Eidgenössischen Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH). Er studierte an der Universität Göttingen Philosophie, Geschichte und Ethnologie und promovierte dort mit einer Arbeit zum Thema „Grenzen und Geltung des ethischen Relativismus“.

Fern_WicksonFern Wickson
Dr. Fern Wickson ist wissenschaftliche Sekretärin der North Atlantic Marine Mammal Commission (NAMMCO) sowie leitende Beraterin am Genøk Zentrum für Biosicherheit in Tromsø, Norwegen. Wickson ist bestrebt, ökologische und feministische Ethik, nachhaltige Landwirtschaft und den Schutz landwirtschaftlicher Artenvielfalt, verantwortungsvolle Forschung und Innovation sowie resiliente sozioökologische Zukunftsszenarien voranzutreiben. Sie ist Mitglied des norwegischen Beratungsgremiums für Biotechnologie und ehemalige Präsidentin der International Society for the Study of New and Emerging Technologies (S. Net) sowie ehemaliges Vorstandsmitglied des European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER).

Ernst Ullrich von Weizsäcker
Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker gilt als einer der wichtigsten Vordenker für nachhaltige Entwicklung. Er war unter anderem langjähriger Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Co-Präsident des internationalen Club of Rome, sowie Gründungspräsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und seit 2002 Vorsitzender des Umweltausschusses. Er war von 1998 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker promovierte an der Universität Freiburg in Biologie.

Kristin HagenKristin Hagen
Kristin Hagen bietet mit AgriEth – Kristin Hagen æ Agricultural Ethics freiberuflich Forschung und Beratung an. Ihr Arbeitsbereich liegt an der Schnittstelle von Technikfolgenbeurteilung und angewandter Ethik. Ihr Schwerpunkt ist dabei die normative Beurteilung biotechnologischer Entwicklungen in der Landwirtschaft.

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